Geschichten über Kalbe Milde
 
 


 
Die Altmark als Grenzregion der Bistümer Halberstadt und Verden

von Michael Belitz

1. Einleitung

Die Beschäftigung mit der mittelalterlichen Geschichte der Altmark steht meist im Kontext der Forschung zur deutsch-germanischen Kontaktzone, der Germania Slavica.[1] Bedingt durch die Lage des Gebietes, am östlichen Rand des sächsisch-fränkischen Herrschaftsgebietes, ergeben sich hinsichtlich Archäologie, Etymologie und der Siedlungsformen Unterschiede zu den anderen Teilen des Reiches. Viele Entwicklungen, die in den westlichen Gebieten bereits früher einsetzen, beginnen hier später und vollziehen sich in anderer Art und Weise. Allein aus diesen Gründen ist eine Beschäftigung mit der Geschichte der Altmark interessant und lohnenswert. Bei der Erforschung der altmärkischen Geschichte, dies gilt zumindest für die Zeit bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, sieht sich der Forscher allerdings der Problematik der Quellenarmut ausgesetzt.[2] Hieraus ergibt sich nicht nur die immense Bedeutung eines interdisziplinären Zugangs[3], ebenso bedeutet dies für den Historiker sich mit den wenigen vorhandenen Informationen zur Geschichte der Altmark umso intensiver auseinanderzusetzen. Dies gilt auch für die Beschäftigung mit der kirchlichen Organisation und Durchdringung der Altmark.[4] Im Gebiet der Altmark grenzten bis 1648 die Bistümer Halberstadt und Verden aneinander. Die Region ist somit in gewisser Weise geprägt von einer doppelten Grenzlage: Einmal als Grenzregion zu den slawischen Völkern, die in der Altmark neben und mit den germanischen Siedlern lebten, und zum anderen als Grenzregion der beiden sächsischen Bistümer. Dieser Umstand macht die Beschäftigung mit der Frage nach der Rolle der Altmark als Grenzregion somit ebenfalls in doppelter Hinsicht lohnenswert. Die kirchliche Organisation der Altmark im frühen und hohen Mittelalter spielt in der Forschung, nicht zuletzt aufgrund des bereits erwähnten Quellenmangels, eine eher untergeordnete Rolle, sodass hier der Versuch unternommen werden soll zum einen die Forschungsergebnisse zusammenzuführen und zum anderen neue Impulse für eine Beschäftigung mit der Kirchengeschichte der Altmark im frühen und hohen Mittelalter zu liefern. Im ersten Teil der Arbeit soll die Analyse der schriftlichen Bistumsumschreibungen im Vordergrund stehen, um zu untersuchen, wie und ob die Grenzen in der Altmark überhaupt um- und beschrieben sind. In einem zweiten Teil wird es um die kirchliche Organisation der Altmark und die strukturelle Erschließung des Raumes durch die Bistümer gehen. Im letzten Teil soll anhand des Beispiels eines Konfliktes zwischen Halberstadt und Verden aus den 1170er Jahren untersucht werden, welche Gründe es für die zu dieser Zeit auftretende stärkere Durchdringung der Altmark durch beide Bistümer gab und wie die auftretenden Konflikte entstanden und gelöst worden sind.

2. Vorstellung der Altmark sowie der Bistümer Verden und Halberstadt
2.1 Die Altmark – Vorstellung des Untersuchungsgebietes

Wird heute von der Altmark gesprochen, ist damit die nördlichste Region des Bundeslandes Sachsen-Anhalt gemeint. Die Grenzen der Region, welche man mit dem Begriff Altmark zu erfassen und zu umschreiben versucht, sind im wesentlichen die Elbe im Osten, nach Süden und Südwesten die Colbitzer und Letzlinger Heide sowie die Ohreniederung mit dem Sumpfgebiet des Drömlings. Im Norden bildet ein Waldgebiet die Grenze zum Hannoverschen Wendland, weitere naturräumliche Grenzen zu den im Westen und Norden angrenzenden Gebieten fehlen.[5] Die Bezeichnung Altmark bzw. alte Mark für diese Region erscheint erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Quellen.[6] Da es für diesen Raum als einheitliche und zusammenhängende Region erst später einen Namen gibt, ist darauf hinzuweisen, dass die Bezeichnung Altmark im Rahmen dieser Arbeit, in welcher die kirchenorganisatorische Entwicklung und Situation bis in das Jahr 1200 behandelt werden soll, auf ein einheitliches Gebiet angewandt wird, welches zu dieser Zeit nicht als ein zusammenhängendes Gebiet gesehen wurde.[7] Die Bezeichnung Altmark wird in der vorliegenden Arbeit somit anachronistisch verwendet. Die Altmark stellt einen im Pleistozän gebildeten Teil des Norddeutschen Tieflands dar, der durch natürliche Gegebenheiten in mehrere, voneinander zumindest teilweise abgetrennte Siedlungskammern unterteilt werden kann.[8] Das Gebiet wird vom Flusssystem Milde-Biese-Aland durchzogen. Dieses Flusssystem trennt die Altmark in einen westlichen und einen östlichen Teil. Auf weitere naturräumliche Besonderheiten der Altmark soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden; sie werden jedoch, sofern sie für die Fragestellung relevant sind, erläutert.[9]


Abbildung 1: Karte der Altmark, in Anlehnung an: Hardt / Schulze, Altmark, S. 3.

Schriftliche Quellen zur Geschichte der Altmark sind für den hier betrachteten Zeitraum, vor allem für die Zeit der Karolinger, sehr spärlich vorhanden. Neben einigen Erwähnungen in Annalen, welche vom ausgehenden 8. Jahrhundert berichten und im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen Karls des Großen stehen[10], schweigen die Quellen zur Geschichte des altmärkischen Raumes bis zum 10. Jahrhundert nahezu gänzlich. Deshalb ist es gerade für die Erforschung dieses Zeitraums unabdinglich durch einen interdisziplinären Zugang, durch Archäologie, Etymologie, Onomatologie und Toponomastik, zu einem Erkenntnisgewinn zu gelangen.[11] Mit dem Übergang der Herrschaft auf die Ottonen und der damit verbundenen Verlagerung des Herrschaftszentrums nach Sachsen wird auch die Altmark in den Quellen präsenter. Vor allem durch die Askanier und die Herausbildung der Mark Brandenburg unter Albrecht dem Bären im 12. Jahrhundert rückt die Altmark, die ein Ausgangspunkt des hochmittelalterlichen Landesausbau und Herrschaftsgebiet der Askanier war, noch stärker in den Fokus der Überlieferung.[12] Da es in der vorliegenden Arbeit um die Grenzen zweier Bistümer gehen soll, ist es zunächst unabdinglich, in aller gebotenen Kürze auf die Umstände der Gründung dieser Bistümer einzugehen sowie einen kurzen Abriss über ihre Geschichte zu geben.

2.2 Geschichte des Bistums Verden

Die Frühgeschichte des Bistums Verden ist durch schriftliche Quellen nur schwer zu fassen. So ist die erste überlieferte Urkunde ein Immunitätsprivileg von 849 durch Ludwig den Frommen.[13] Das Bistum wurde angeblich jedoch bereits früher, wahrscheinlich um 815, gegründet.[14] Hervorgegangen ist es aus unter Karl dem Großen, wahrscheinlich auf einem Hoftag 799 in Paderborn, eingerichteten Missionssprengeln, die jedoch lediglich als "[…] Tauf- und Predigtbezirke angesehen werden, die einzelnen Missionaren zur Predigt und Taufe zugewiesen wurden.“[15] Mit der zunehmenden Integration Sachsens in das fränkische Reich und der damit verbundenen Durchdringung des Raumes auch mit kirchlichen Strukturen und Organisationsformen, bildeten sich erst allmählich aus diesen Missionsbezirken Diözesen mit einem klar umrissenen Gebiet aus.[16] Der Bischofssitz befand sich in Verden an der Aller und damit nicht zentral im Gebiet der Diözese, sondern an deren westlichen Rand. Von Verden aus reichten die Grenzen des Bistums bis an die Elbe heran, deren Lauf sie in Richtung Osten folgte, bis in den altmärkischen Raum hinein. In der Altmark selbst folgte die Grenze wohl dem Flussverlauf von Milde-Biese-Aland, danach zog sie sich an der Ohre wieder Richtung Verden. Nördlich der Quelle der Ohre verlief die Bistumsgrenze etwas nördlich der Aller wieder nach Westen bis nach Verden. Diese Ausdehnung erhielt das Bistum unter Ludwig dem Deutschen, und mit dieser Festlegung des Bistumszuschnittes scheint die Konsolidierung desselben abgeschlossen.[17] Das Mainzer Suffraganbistum Verden spielte in der fränkisch-sächsischen bzw. deutschen Geschichte keine herausragende Rolle, weshalb die Erforschung der Bistumsgeschichte vor allem der regionalen Forschung zu verdanken ist.[18] Im Bistum zeigten sich, für die sächsischen Bistümer typische Entwicklungstendenzen, wie bspw. die Herausbildung des Verdener Hochstiftes, welche ab der Mitte des 12. Jahrhunderts begann.[19] In der Mitte des 16. Jahrhunderts fasste der Protestantismus im Bistum Fuß[20], der Dreißigjährige Krieg erfasste auch Bistum und die Stadt Verden.[21] Ein Ergebnis des Westfälischen Friedens von 1648 war die Zuweisung der Diözese zu Schweden, woraufhin das Bistum aufgelöst und in das Herzogtum Verden umgewandelt wurde.[22]


Abbildung 2: Ausschnittskarte der mitteldeutschen Bistümer, in Anlehnung an: Zuständigkeitsbereiche der Redaktion der Germania Sacra, URL: https://adw-goe.de/fileadmin/_migrated/pics/ZustaendigkeitsbereichRedaktion.jpg (letzter Zugriff: 06.06.2014, 17.00 Uhr).[23]

2.3 Geschichte des Bistums Halberstadt

Die Entstehung der Diözese Halberstadt findet im gleichen zeitlichen Rahmen und Kontext statt, wie die des Bistums Verden. Auch hier handelt es sich um ein im 9. Jahrhundert aus einem Missionsbezirk entstandenes Bistum, welches im Zuge der Integration Sachsens in das fränkische Reich entstand.[24] Bevor der Bischofssitz in Halberstadt errichtet wurde, war das Zentrum des Missionsbezirkes in Seligenstadt gelegen; somit wurde auch der Norden des Bistums, welchen unter anderem die Altmark bildete, von Seligenstadt aus missioniert.[25] Die Grenzen des Bistums bildeten vornehmlich Flüsse. "Im Westen folgten sie gegen das Bistum Hildesheim dem Lauf der Oker, gegen das Erzbistum Mainz weniger deutlich dem Harz bis zur Helme und zur Unstrut, im Norden gegen das Bistum Verden der Ohre, der Milde und der Biese, im Osten und Süden gegen das Bistum Havelberg, das Erzbistum Magdeburg und das Bistum Naumburg dem Lauf von Elbe, Bode und Saale.“[26] Die Errichtung des Erzbistums Magdeburg um 986 und der dazugehörigen Suffraganbistümer unter Otto I. erfolgte zu einem großen Teil auf Kosten des Halberstädter Territoriums.[27] Ebenso wie bereits bei Verden gezeigt, kam es ab dem 12. Jahrhundert zur Herausbildung eines Hochstiftes; auch Halberstadt wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts protestantisch. Im Jahre 1648 wurde, ebenfalls wie beim Bistum Verden, die Diözese Halberstadt aufgelöst und ging als Fürstentum Halberstadt in das Kurfürstentum Brandenburg ein.[28]

3. Die Altmark als Grenzregion der Bistümer – Die schriftlichen Quellen

Nachdem nun sowohl die Altmark als Region als auch die Bistümer Verden und Halberstadt vorgestellt wurden, soll es im Folgenden konkret um den Grenzverlauf beider Bistümer in diesem Gebiet gehen. Hierzu sollen die schriftlichen Quellen, welche etwas über die Aufteilung der Altmark zwischen beiden Diözesen aussagen, analysiert werden. Vorangehen wird allerdings eine Beschreibung eines in den Quellen häufig erscheinenden Gewässers in der Altmark, das auch bei den Grenzbeschreibungen von Bedeutung ist, nämlich des Flusssystems Milde-Biese-Aland.
Exkurs: Das Flusssystem Milde-Biese-Aland
Milde, Biese und Aland sind Bezeichnungen für jeweils einen Teilabschnitt ein und desselben Flusses; es existiert somit kein einheitlicher Name für den gesamten Fluss. (Siehe Abbildung 1) Der Oberlauf des Flusssystems trägt heute die Bezeichnung Milde. Diese Bezeichnung leitet sich ab vom germanischen Adjektiv *meldja und bedeutet in etwa "die Freigiebige“.[29] Die Erstnennung einer Quelle der Milde (Mildanhouede) findet sich für das Jahr 1007.[30] Sie entspringt ein wenig nördlich von Letzlingen, etwas westlich der heutigen Landstraße K1101 Richtung Gardelegen. Von dort nimmt sie ihren Lauf durch Gardelegen hindurch in nördliche Richtung und durchfließt Kalbe an der Milde. Von dort aus fließt sie weiter in nordwestlicher Richtung, nimmt den Secantsgraben auf und gelangt zu der Ortschaft Beese. Nachdem der Fluss bis hierhin ca. 40 Kilometer als Milde zurückgelegt hat, nimmt er ab diesem Ort den Namen Biese an. Auch die Bezeichnung des Mittellaufs ist germanischen Ursprungs und leitet sich von *beusõ (Binse) ab, heißt damit so viel wie "Fluss mit Binsen“.[31] Der Fluss, welcher nun den Namen Biese trägt, läuft weiter in nordöstlicher Richtung, vorbei an Osterburg, wo er die von Stendal kommende Uchte aufnimmt, in Richtung Seehausen. Kurz vor diesem Ort nimmt der Fluss den Tauben Aland auf und wechselt hier nach ca. 30 Kilometern als Biese wiederrum den Namen in Aland. Diese Bezeichnung ist ebenfalls germanischen Ursprungs und scheint im Zusammenhang mit der Lage des Alands im Überflutungsgebiet der Elbe, der sogenannten Wische, zu stehen, da der Name die Bedeutung "anschwellender, überflutender Fluss“ hat.[32] Unter diesem Namen läuft der Fluss nun durch Seehausen und in Richtung Nordosten bis zur Elbe, in welche der Fluss schließlich bei Schnackenburg nach ungefähr 27 Kilometern mündet.[33] Obwohl dieses Flusssystem oftmals als Grenze zwischen den Diözesen Halberstadt und Verden angegeben wird, folgte sie diesem Flusslauf scheinbar nicht gänzlich.[34] Die Grenze entspricht zwar dem Verlauf der Milde und Biese, folgt aber beim Zusammenfluss von Aland und Taubem Aland dem letzterem. Dieser entspringt bei Werben und fließt dann in westliche Richtung bis er in die Biese mündet.

3.1 Die Grenzen des Bistums Halberstadt nach der Halberstädter Bischofschronik

Eine ausführliche Zirkumskription des Bistums Halberstadt liefert die Gesta episcoporum Halberstadensium.[35] Hier werden die Grenzen des Bistums Halberstadt, nach Aussage der Bischofschronik durch Karl den Großen 804 festgelegt, folgendermaßen dargestellt: "Hii autem sunt termini Halberstadensis dyocesis: fluvius Albia, Sala, Unstrada, fossa iuxta Grune, altitudo silve que vocatur Hart, Ovacra, Scuntra40 Dasanek, Druhterbeke, Alera, Issuna, palus que dividit Hardungaos et Witingaos, Ara, Milla, Pretekina et iterum Albia. Circumscriptis igitur terminis Halberstadensis dyocesis Karolus imperator […]“[36]. Die Schilderung der Grenzen des Bistums orientiert sich hauptsächlich an Flüssen, wie es bei vielen Grenzbeschreibungen im Mittelalter der Fall ist.[37] Gleich mehrere der genannten Gewässer betreffen das Gebiet der Altmark. So bildet die Elbe (Albia) die östliche Grenze des Bistums als auch der Altmark und die Ohre (Ara), zumindest zu einem Teil, die westliche Grenze. Auch das im Fokus dieser Arbeit stehende, die Altmark durchziehende Flusssystem findet hier Erwähnung: Die Milde (Milla) und der Aland (Pretekina). Ungenannt hingegen bleibt die Biese, der Mittellauf des Flusses. Ein weiteres Problem ist die Unklarheit bezüglich des Begriffes Pretekina: Ist damit der Aland gemeint und damit das gesamte Flusssystem einbezogen, oder ist es der Taube Aland, welcher in späterer Zeit die Grenze des Bistums bildete? Die Bischofschronik entstand, zumindest in der überlieferten Fassung, zu Beginn des 13. Jahrhunderts und schöpfte aus verschiedenen Quellen.[38] Die hier widergegebene Grenzbeschreibung stellt einen, für das Werk typischen, Rekurs auf ältere Dokumente dar, in diesem Falle auf eine angeblich von Karl dem Großen für das Bistum Halberstadt ausgestellte Gründungsurkunde, die sich nur in dieser Einarbeitung erhalten hat.[39] Da, wie bereits dargelegt wurde, die sächsischen Bistümer in ihren Grenzen aus Missionssprengeln erwuchsen, ist eine Festlegung der Diözesangrenzen durch Karl den Großen auszuschließen. Mit dieser Grenzumschreibung in der Schlussedition der Halberstädter Bischofschronik aus dem 13. Jahrhundert lassen sich somit keine Schlüsse über die Grenzen der Diözese in der Altmark im 9. Jahrhundert ziehen, sondern lediglich Ansprüche auf die Gebiete zur Zeit der Entstehung der Bischofschronik. Da diese Chronik jedoch aus anderen Quellen schöpfte, unter anderem auch hinsichtlich der Grenzbeschreibungen, sollen im Folgenden die Beschreibung der Grenzen der Diözese Halberstadt in der Altmark in anderen historiographischen Zeugnissen, aus denen die Halberstädter Bischofschronik schöpft, betrachtet werden, da bei diesen von einer gemeinsamen Quellengrundlage auszugehen ist, welche folglich als ältester Beleg für eine Aussage zu den Grenzen des Bistum in der Altmark gelten kann.
Das nach heutigem Kenntnisstand älteste dieser Werke stellen die Quedlinburger Annalen dar.[40] Diese entstanden zwischen dem Ende des 10. und dem Beginn des 11. Jahrhunderts in Quedlinburg.[41] Für das Jahr 830 findet sich hier bei der Schilderung der Gründung Halberstadts ebenfalls eine Aufzählung der Flüsse, wobei folgende die Altmark betreffen: "[…] Aram, Millam, Bimam et Precekinam et iterum Albiam.“[42] Auch hier sind Elbe und Ohre genannt sowie zwischen beiden das Flusssystem Milde-Biese-Aland.[43] Im Gegensatz zur Halberstädter Bischofschronik wird das Flusssystem hier mit allen drei Teilnamen angegeben. Auch der Annalista Saxo, dessen Reichschronik um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Sachsen entstand,[44] berichtet über die Grenzen des Bistums Halberstadt in ähnlicher Art und Weise. Eine Beschreibung der durch Karl den Großen festgelegten Grenzen wird hier zum Jahr 803 angeführt.[45] Auch hier finden sich die Ohre (Ara), die Elbe (Albia) und die Milde (Milla) sowie der Aland (Precekina) als Flüsse, die den altmärkischen Raum betreffen.[46] Im Unterschied zu den Quedlinburger Annalen wird auch hier der Mittellauf des altmärkischen Flusssystems nicht genannt. Somit findet die Biese lediglich in den Quedlinburger Annalen, der ältesten uns erhalten Quelle, welche über die Grenzen der Diözese Halberstadt in der Altmark berichtet, eine Nennung. Für die angebliche Festlegung der Halberstädter Diözesangrenzen durch Karl den Großen haben sich, wie gezeigt wurde, drei aus Sachsen stammende Berichte erhalten. Bei diesen Schilderungen ist davon auszugehen, dass es für alle drei Werke eine gemeinsame Vorlage gab: Eine verloren gegangene, ältere Fassung der Halberstädter Bischofschronik.[47] Die Quedlinburger Annalen scheinen die Information über die Bistumsgrenzen dabei aus der ältesten Fassung zu schöpfen, in der auch die Biese Erwähnung fand.[48] Nach Jäschke kommen mehrere Gründe für das Fehlen der Biese in den anderen Berichten in Frage: Für die erhaltene Halberstädter Bischofschronik aus dem 13. Jahrhundert ist eine Verwechslung mit der Jeetzel[49] (nördlich des Drömlings entspringend, Salzwedel durchfließend und schließlich im Wendland in die Elbe mündend) möglich; oder aber dass der oder die Verfasser der Chronik die Biese nicht anführten, da sie lediglich den Mittellauf und damit weder Anfang noch Ende der Grenze in der Altmark bezeichnete und somit für eine Grenzskizzierung nicht notwendig war.[50] Da der Annalista Saxo ebenfalls aus einer jüngeren Quelle schöpfte, einer Fassung der Halberstädter Bischofschronik, welche nach 1113 entstand, ist auch hier anzunehmen, dass in dieser Version die Biese nicht mehr enthalten war.[51] Die Annales Quedlinburgenses scheinen ihre Informationen aus einer um 992/96 verfassten und damit ältesten Version der Halberstädter Bischofschronik zu ziehen, welche anlässlich der Weihe des neuaufgebauten Domes in Halberstadt entstand.[52] Die ausführliche Grenzbeschreibung in dieser verlorenen Fassung der Chronik kann somit aus dem historischen Kontext erklärt werden: So sah sich das Bistum Halberstadt durch die Gründung des Erzbistums Magdeburg und der dazugehörigen Suffraganbistümer in seiner territorialen Ausdehnung bedroht. Daher ist davon auszugehen, dass die Absicherung des Diözesengebietes gegenüber den bereits erfolgten Gründungen und eventuell neuen Gründungen ein Ziel des Verfassers der Halberstädter Bischofschronik war.[53] Auch wenn der altmärkische Raum nicht direkt von Abtretungen betroffen war, so wurden auch hier die Grenzen, und dies möglichst detailliert durch die Nennung von Ober-, Unter- und Mittellauf des Flusssystems, aufgezeigt und klar gemacht. Durch die Angabe, dass Karl der Große die Grenzen festgelegt habe, wurde zum einen eine weit in die Vergangenheit reichende Datierung sichergestellt und zum anderen war der Karolinger eine Autorität, wodurch die Legitimation der angeblichen Grenzen nochmals erhöht wurde.[54]
Die Nennung der Grenzen in der Altmark war auch deswegen notwendig, da dieser Raum am Ende des 10. Jahrhunderts noch nicht durch kirchliche Institutionen von Seiten des Bistums Halberstadt durchdrungen war. Allerdings wurden um das Jahr 983 zwei Konvente im Halberstädtischen Teil der Altmark gegründet: Zum einen der Mönchskonvent St. Maria und Thomas in Arneburg, auf Initiative Bruns von Arneburg, das direkt an der Elbe lag.[55] Als zweites der Kanonissenkonvent St. Laurentius in Kalbe an der Milde und damit direkt an der Grenze zum Bistum Verden.[56] Beide Konvente wurden jedoch im Zuge des Slawenaufstandes 983 zerstört; das Kloster Arneburg wurde nicht wieder aufgebaut[57] und der Konvent in Kalbe an der Milde nach Schöningen verlegt.[58] Von einer Durchdringung des altmärkischen Raumes Ende des 10. Jahrhunderts in seinem Halberstädtischen Teil kann aufgrund des kurzen Bestehens dieser Konvente jedoch nicht gesprochen werden. Aus diesem Grund ließen sich die Bistümer, welche noch unerschlossene Regionen in der Peripherie ihres Diözesengebietes besaßen, diese Grenzen häufig schriftlich bestätigen. Nur so konnte das Gebiet als zur Diözese zugehörig kenntlich gemacht werden, wenn es durch Konvente oder ähnliche Instanzen nicht möglich war.[59] Jedoch besaß man am Ende des 10. Jahrhunderts durch die Gründung der äußerst kurz existierenden Konvente, die auch wenn auf adlige Initiative ruhend, doch immer vom Bischof bestätigt und genehmigt werden mussten, eine Kenntnis des altmärkischen Raumes, welche eine Angabe aller drei Namen des Flusses ermöglichte.[60] Dass diese Informationen in den Quedlinburger Annalen aus einer Halberstädter Quelle stammten, ergibt sich aus dem Fehlen dieser Information sowohl in den fränkischen Reichsannalen[61], der Lebensbeschreibung des Heiligen Liudgers[62] als auch in der Chronik des Widukind von Corvey[63], welche von Jäschke als Vorlagen für die verlorene, älteste Fassung der Halberstädter Bischofschronik ausgemacht wurden.[64]
Zum Jahre 814 findet sich in der Halberstädter Bischofschronik die Immunitätsurkunde Ludwigs des Frommen für das Bistum Halberstadt.[65] In dieser wird, unter Verweis auf die Festlegung der Grenzen durch Karl den Großen, der Umfang der Diözese durch seinen Sohn bestätigt. Im Gegensatz zur angeblichen Gründungsurkunde werden diesmal jedoch keine naturräumlichen Gegebenheiten zur Umschreibung genutzt; stattdessen werden Gaue angegeben, die in der Diözese liegen. Dies geschieht in folgender Art und Weise: "[…] Darlingowe et Northuringowe et Belkesheim, Hartingowe, Suavia et Hasigowe […]“[66]. Es handelt sich also, der Reihenfolge in der Chronik folgend, um den Derlingau, den Nordthüringau, das Balsamerland, den Harzgau, den Schwabengau und den Hassegau. Folgt man der älteren Forschung, so bezeichnet das Balsamerland den östlichen Teil der Altmark, der zur Diözese Halberstadt gehörte.[67] (Siehe Abbildung 3, S. 14)


Abbildung 3: Das frühe Bistum Halberstadt bis 968, in: Springer, Halberstadt, S. 36.[68]

Die neuere Forschung hingegen nimmt von dieser Annahme Abstand und vertritt die Ansicht, dass ein Gau Belcsem nicht existierte, sondern erst durch eine Fälschung konstruiert wurde.[69] Durch diesen und weitere Gründe wurde die Aufzählung der Gaue in der Immunitätsurkunde als nachträgliche Interpolation gewertet und auf die Zeit und den Einfluss des Bischofes Arnulfs von Halberstadt (ca. 996 - 1023) zurückgeführt.[70] Nach dem neuesten Stand der Forschung ist das angebliche Immunitätsprivileg nicht nur durch Interpolationen nachträglich verändert, sondern eine Ganzfälschung.[71]7Damit ergibt sich für diesen scheinbaren Beleg des Umfangs des Bistums Halberstadt in der Altmark die Erkenntnis, dass es sich um eine Fälschung handelt, die wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts angefertigt wurde. Über den historischen Kontext soll nach der Analyse des nächsten Beleges gesprochen werden, da auch in diesem die Gaue wieder eine Rolle spielen.
An einer weiteren Stelle berichtet die Halberstädter Bischofschronik ebenfalls über den Umfang der Diözese. Es wird berichtet, dass sich der oben bereits erwähnte Bischof Arnulf im Jahre 1014 von Papst Benedikt VIII. (ca. 980 – 1024) den Umfang seines Bistums habe bestätigen lassen.[72] In dieser päpstlichen Bulle finden sowohl die Gauangaben des Immunitätsprivilegs Ludwigs des Frommen als auch die naturräumlichen Angaben aus der angeblichen Gründungsurkunde Karls des Großen Erwähnung, wobei die angebliche päpstliche Bestätigung nur die Gaue nennt, die naturräumliche Beschreibung in der Chronik daraufhin folgt.[73] Die Altmark betrifft hier wiederrum der Gau Belcsem (Belkishem); als Flussgrenzen der Region werden Milde (Rodowe), Biese (Iesne) und Aland (Prisatine) bezeichnet.[74] Auffällig ist bei diesem Bericht der Halberstädter Bischofschronik vor allem die zweifache Nennung des Alands. Nach der Gaunennung heißt es: "[…] versus Verden contra aquilone, ubi Prisacine fluvius influit Albie […].“[75] Der Aland wird in dieser Formulierung explizit als Grenze gegen das Bistum Verden erwähnt. Am Ende der Aufzählung wird der Fluss nochmals genannt, nun jedoch im Zusammenhang mit dem Oberlauf Milde und dem Mittellauf Biese. Auch die Grenzbestätigung des Bistums durch Papst Benedikt VIII. wird von der Forschung als Fälschung gewertet; auch sie ist vermutlich auf das Wirken Bischofs Arnulf von Halberstadt zurückzuführen.[76] Es stellt sich somit die Frage, weshalb Arnulf diese Grenzbeschreibungen in die Halberstädter Bischofschronik einarbeiten ließ. Die Gründe für diese beiden Fälschungen, die etwas über die Grenzen der Diözese in der Altmark aussagen, liegen, wie schon bei der angeblichen Urkunde Karls des Großen, in einer Bedrohung für das Halberstädter Territoriums. Im Jahre 1004 wurde das Bistum Merseburg durch Heinrich II. wiederrichtet, weiterhin gab es einen Grenzkonflikt mit dem Erzbistum Magdeburg.[77] Streitigkeiten zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden hingegen lassen sich zu diesem Zeitpunkt nicht nachweisen. Es scheint als habe der Bischof vorsorglich auch diese Grenze durch die Angabe des Grenzflusses Aland gegen das nördlich angrenzende Bistum Verden absichern wollen. Allerdings wird aus der Bezeichnung nicht genau klar, ob es sich hierbei um den Tauben Aland handelt, der zu dieser Zeit noch in die Elbe mündete, oder um den Aland, welcher sich erst noch weiter nach Norden zieht, um dann in die Elbe zu münden. Nach einer Analyse der drei in der Gesta episcoporum Halberstadensum vorliegenden Beschreibungen von Grenzen und Umfang des Bistums lassen sich erste Erkenntnisse formulieren. Zuerst ist festzuhalten, dass es alles Fälschungen sind. Sie entstanden aufgrund von Befürchtungen des Halberstädter Bischofs vor möglichen Gebietsabtretungen an andere Bistümer. Während die gefälschte Gründungsurkunde Karls des Großen bereits in der ersten, gegen 996 entstandenen Fassung der Halberstädter Bischofschronik enthalten war, gehen Immunitätsprivileg und die Bestätigung des Papstes wohl auf die Initiative Bischofs Arnulf von Halberstadt zurück. Grenzbeschreibungen treten uns entgegen, wenn es gilt andere Ansprüche zurückzuweisen. Die Grenzen des Bistums in der Altmark sind somit nicht durch päpstliche oder königliche Verfügungen festgesetzt, scheinen aber dennoch vorhanden gewesen zu sein und sich am Flusssystem Milde-Biese-Aland orientiert zu haben. Der Grenzbeschreibung kam deshalb eine wichtige Rolle zu, da das Gebiet der Altmark nicht durch kirchliche Institutionen erschlossen war und nur so ein Anspruch aufrechterhalten und verdeutlicht werden konnte. Mit einem Blick auf die überlieferten Grenzbeschreibungen des Bistum Verden in der Altmark soll ermittelt werden, ob sich die für Halberstadt gemachten Beobachtungen auch dort bestätigen.

3.2 Die Grenzen des Bistums Verden nach Verdener Quellen

Ähnlich wie für die Diözese Halberstadt, liegt auch für das Bistum Verden eine angebliche Gründungsurkunde Karls des Großen vor. Jedoch ist diese, anders als für das Bistum Halberstadt, nicht nur als Einarbeitung in die Bischofschronik Verdens, sondern auch als selbstständiges Exemplar erhalten. Diese beiden Dokumente sollen im Folgenden analysiert werden, wobei mit der Urkunde begonnen werden soll. "König Karl (der Große) gründet ein Bistum in dem im Sturmigau gelegenen Ort Verden an der Aller, unterstellt es dem Erzbistum Mainz, […] und legt die genauen Grenzen des Bistums fest.“[78], lautet ein Teil des Regests zur angeblichen Gründungsurkunde der Diözese Verden. Die Grenzen, welche den altmärkischen Raum betreffen, gibt die Urkunde dabei folgendermaßen wieder: "Terminos autem eius firmos […] id est: […] dehinc in Albiam, inde in rivum Alend, inde in rivum Bese, inde in Rodouue usque in paludem, que dicitur Rokesford, inde in Horam fluvium […].“[79] Auch hier fällt, wie bereits bei der Halberstädter Gründungsurkunde, die Orientierung an Flüssen als Grenzmarkierung auf. Mit der Elbe (Albiam) und der Ohre (Horam) werden die gleichen Ost- und Westgrenzen wie für Halberstadt genannt und auch das die Altmark durchziehende Flusssystem findet Erwähnung. Es werden, wie auch in den Annales Quedlinburgenses, alle drei Namen für den jeweiligen Teilabschnitt, in der Reihenfolge von der Mündung (Aland, Alend), über den Mittellauf (Biese, Bese) bis hin zum Oberlauf (Milde, Rodouue) genannt. Die genutzten Namen weichen jedoch von denen ab, die in den Halberstädter Quellen genutzt wurden.[80] Weiterhin fällt auf, dass sich in der Festlegung der Grenzen des Bistums Verden noch weitere Angaben finden, die im Vergleich zu den Zeugnissen Halberstädter Provenienz neu sind. So folgt auf die Nennung der Milde, die Nennung eines Sumpfgebietes, das Roxförde genannt wird ("[…] paludem, que dicitur Rokesford […]“). Durch die Anführung dieses Sumpfgebietes, welche gleichzeitig eine Abkehr von der ausschließlichen Nennung von Flüssen darstellt, wobei das Konzept der "nassen Grenzen“[81] dennoch beibehalten wird, wird erstmals eine vollständige und durchgehende natürliche Grenze in der Altmark aufgeführt. Bei den Zeugnissen der Halberstädter Bischofschronik folgte auf die Milde stets die Ohre als Grenzangabe. Zwischen der Quelle der Milde und der Ohre liegt jedoch ein breiter Raum, der von den Halberstädter Quellen nicht erfasst wird. Erst die Urkunde für Verden deckt diesen Raum durch die Nennung des Sumpfes und der Ortschaft Calvörde (Callenvorde[82]) nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich ab. Das dort aufgeführte Sumpfgebiet hat sich im Laufe der Zeit zu einem Fluss, dem Wanneweh, gewandelt.[83] Dieser entspringt in Letzlingen, läuft vorbei an Wannefeld und Roxförde und mündet bei Calvörde in die Ohre. Diese detaillierte Raumkenntnis des altmärkischen Gebietes, welches sich durch die Nennung des Sumpfgebietes und der Stadt Calvörde zeigt, wirft die Frage auf, weshalb sich nicht auch die Halberstädter Beschreibung an diesen Gegebenheiten orientiert. Die Antwort liegt in der Entstehungszeit der Urkunde; sie ist eine Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die auf Initiative des Bischofs Hermann von Verden (ca. 1110 – 1167) entstand.[84] Die Ursachen für die Anfertigung der Fälschung weisen Parallelen zum Halberstädter Beispiel auf: Auch hier sah sich das Bistum durch Neugründungen von möglichen Gebietsverlusten bedroht. Im Zuge des Wendenkreuzzugs 1147 und der Slawenmission wurden im Nordosten die Bistümer Ratzeburg und Schwerin gegründet bzw. wieder besetzt, die zum Teil aus Verdener Territorium hervorgingen.[85] Um die Diözese vor weiteren Ansprüchen zu schützen, ließ vermutlich Bischof Hermann, der früher Archidiakon im Halberstädter Bistum war, eine auf Karl den Großen zurückdatierte Fälschung anfertigen.[86] Auch wenn die territoriale Bedrohung vor allem in den östlichen Gebieten präsent war, wird eine genaue Beschreibung der Grenzen in der Altmark geliefert. Von der in der Mitte des 12. Jahrhunderts stattfindenden Intensivierung der Slawenmission war auch die Altmark als deutsch-slawische Kontaktzone betroffen. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts kommt es hier vermehrt zu Kirchenbauten und zur Stiftung von Klöstern und Konventen.[87] Durch die nun im Zusammenhang mit der Slawenmissionierung stehende Ausbreitung und Verfestigung des Christentums im altmärkischen Raum, wurde es notwendig sich über die Grenzen im altmärkischen Raum zu verständigen. Denn durch das nun fest verankerte Christentum war es möglich den Raum kirchlich zu gliedern und daher musste eine Abgrenzung zum Bistum Halberstadt erfolgen. Ebenso sollte in Betracht gezogen werden, dass Hermann, der vor seiner Zeit als Bischof in Verden im Halberstädter Bistum tätig war, durchaus Informationen hinsichtlich möglicher Aktivitäten des Bistums Halberstadt in der Altmark haben konnte, denen er nun präventiv entgegenwirken wollte. Mit dieser Fälschung stand ihm bei potentiellen Konflikten eine Stärkung seiner Position zur Verfügung. Auch in die Verdener Bischofschronik fand die Gründungsurkunde Karls des Großen, in abgeänderter Form, Eingang. Die Urkunde wird dabei als eine Art Prolog der Chronik vorangestellt. Hier wird berichtet, Karl habe das Bistum im Jahre 786 gegründet, dem Mainzer Erzbistum unterstellt, Suidbert als Bischof eingesetzt und die Grenzen festgelegt.[88] Die Grenzen werden dabei angegeben als: "[…] in der Länge vom Flusse Weser, bis dorthin, wo der Fluß Peene in die Nordsee fließt, in der Breite von der Lühe, die von der Elbe aufgenommen wird, bis zur Mündung der Ohre und Kalvörde und mit zahlreichen Sümpfen und Wasserläufen, die näherhin bezeichnet sind.“[89] Im Vergleich zur angeblichen Gründungsurkunde des Bistums Verden fällt eine starke Reduzierung der geographischen Angaben auf: In der Bischofschronik werden lediglich fünf Grenzpunkte aufgezählt, der Rest wird summarisch zusammengefasst, in der Karlsurkunde waren es noch 39 Angaben. Der Schreiber der Bischofschronik scheint sich auf die wesentlichen Grenzen zu beschränken; es werden nur größere Flüsse aufgezählt (Elbe, Peene, Lühe, Weser, Ohre), um das Gebiet zu umschreiben. Vogtherr spricht davon, dass die Zirkumskription "[…] sinnlos verkürzt wurde.“[90] Das altmärkische Gebiet wird im engeren Sinne nicht genannt, die Grenze wird als Linie von Calvörde (Kaleuorde) bis zur Elbe bezeichnet. Ein Grund für die verkürzte Darstellung der Bistumsgrenzen ist im Entstehungskontext der gesamten Bischofschronik zu sehen.[91] Ziel war nicht die Formulierung territorialer Ansprüche, da in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der Entstehungszeit der Verdener Bischofschronik, das Bistum auf allen Seiten von anderen Diözesen umschlossen war. (Siehe Abbildung 2, S. 6) Die Bistümer hatten fest umrissene Grenzen, über territoriale Konflikte wird zur der Mitte des 14. Jahrhunderts nichts berichtet. Da weder die Grenzsicherung noch eine anderweitige Artikulation territorialer Ansprüche Ziel der Bischofschronik war, wurde es als ausreichend erachtet, die Grenzen stark simplifizierend anzugeben. Jedem, der sich für die Grenzbeschreibung Karls des Großen interessierte, stand, da auch die Bischofschronik primär für das Domkapitel zusammengestellt wurde, sicherlich auch die Urkunde Karls zur Verfügung, um dort die fehlenden und detaillierteren Beschreibungen zu erfahren. Der Umstand, dass in dieser Beschreibung der Fluss Milde-Biese-Aland nicht als Grenze genannt wird, ist demnach darauf zurückzuführen, dass zur Entstehungszeit der Chronik die Altmark bereits mit Institutionen des Bistums Verden durchzogen und keine Sicherung der dortigen Grenze mehr notwendig war. Weitere Dokumente, die Informationen über den Umfang der Diözese Verden geben, sind zwei Konzilsbeschlüsse aus den Jahren 847 und 848.[92] Auf diesen Synoden wurde die "[…] Neuordnung der Diözesangrenzen im Norden des Reiches nach der Zerstörung von Hamburg und der Verlagerung des Bistums nach Bremen […]“[93] beschlossen. Auf der ersten Synode wurden dem Verdener Bischof im Zuge dieser neuen Umschreibung große Gebiete nördlich der Elbe, darunter auch die Stadt Hamburg, zugesprochen. Dieser Zuschnitt wurde auf einer zweiten Synode ein Jahr später wieder korrigiert.[94] Die nördlichen Teile wurden nun dem Bremer Bistum zugesprochen und im Tausch dafür erhielt der Verdener Bischof Teile des Bremer Bistums, die sich südlich der Elbe befanden.[95] Es scheint sich bei diesen Gebieten um die Teile der Altmark gehandelt zu haben, die später noch zur Diözese Verden gehörten.[96] Damit verbunden war sicherlich auch die Aufgabe diesen Raum, der Teil der germanisch-slawischen Kontaktzone war, zu missionieren. Da die Angabe des Gebietes nicht konkret sind - dass es sich bei den Gebieten südlich der Elbe um Teile der Altmark handelt ist lediglich eine Annahme der Forschung - finden sich keine Angaben über die Grenzen zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden und auch keine Nennung von naturräumlichen Gegebenheiten. Das Bild, welches sich für die Grenze der Diözese Verden in der Altmark nach den schriftlichen Zeugnissen ergibt, ist ähnlich dem bereits herausgearbeiteten für das Bistum Halberstadt. Bei der angeblichen Grenzbeschreibung durch Karl den Großen handelt es sich um eine Fälschung des 13. Jahrhunderts, welcher eine detaillierte Raumkenntnis zu Grunde liegt. Ihre Entstehung ist im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit den neugegründeten Bistümern zu sehen. In der Bischofschronik erscheint die Grenzbeschreibung stark vereinfacht, die Altmark findet keine Erwähnung. Dies ist auf die Intention der Chronik zurückzuführen. Dass die Altmark durch einen Tausch mit dem Bistum Bremen an Verden gekommen ist, lässt sich lediglich vermuten und es finden sich keine Angaben zu Grenzen in diesem Raum.

4. Kirchliche Gliederung der Altmark - Archidiakonate und Konvente

Nach der Analyse der schriftlichen Belege, die es ermöglichen Aussagen über die Ansprüche der Bistümer auf die Altmark zu tätigen, soll nun untersucht werden, ob sich anhand der kirchlichen Organisation und Struktur beider Bistümer Aussagen über ihre Ausdehnung und Grenzen im altmärkischen Raum treffen lassen.

4.1 Das Bistum Verden

In einem ersten Schritt wird nun die Altmark als ein Teil der archidiakonalen Struktur des Bistums Verden analysiert. Der Begriff Archidiakon ist seit dem 4. Jahrhundert belegt und bezeichnete den "[…] Vorsteher des Diakonenkollegiums einer Bischofsstadt.“[97] Seit dem 9. Jahrhundert bekam dieser immer umfassendere Rechte sowie Einfluss und es entwickelte sich ein Archidiakon jüngerer Ordnung. Ein Merkmal dieser war die Zuweisung eines bestimmten Sprengels an einen Archidiakon, in welchem dieser vielfältige Rechte, wie beispielsweise die Visitation und die Investition von Pfarrern, besaß.[98] Im 13. Jahrhundert war die Bedeutung der Archidiakone am größten, später wurde sie durch diverse Gegenbewegungen geschmälert. Die Einteilung in Archidiakonate, als Bezeichnung für den Amtsbereich eines Archidiakons, erfolgte als die Anzahl an kirchlichen Institutionen in den Diözesangebieten zunahm und der Bischof nicht mehr in allen seinen Pflichten im gesamten Bereich der Diözese nachkommen konnte.[99] In der Verdener Diözese scheint die Ausbildung von Archidiakonaten am Ende des 12. Jahrhunderts abgeschlossen gewesen zu sein.[199] Dieser Befund lässt sich allerdings nicht für das gesamte Gebiet der Diözese treffen, wie anhand einer Urkunde aus dem Jahr 1205 zu schließen ist. In dieser kommt es bei einer Aufzählung der Archidiakonate in der Diözese Verden zu keiner Nennung eines Archidiakonatsbezirkes in der Altmark.[101]101 Dieser tritt erst in einem zweiten Dokument, das Auskunft über die Archidiakonatseinteilung der Diözese Verden gibt - eine Übersicht der bischöflichen Einkünfte in der Verdener Diözese um das Jahr 1500 - hervor.[102] Hier werden nun die Präposituren, wie die Archidiakonate im altmärkischen und wendländischen Raum genannt wurden[103], aufgezählt. Für die Altmark werden ein Bann in Kuhfelde (Prepositura eisdem et Bannus in Kofelde), eine Präpositur in Salzwedel (Prepositura in Soltwedel), in Dähre (Prepositura in Doren) sowie in Seehausen und Beuster (Prepositura in Szehusen et Beustere) genannt. Diese Bezirke umschlossen den Teil der Altmark, welcher zum Bistum Verden gehörte. Diese späteren Archidiakonatssitze bildeten sich aus den ältesten Kirchen in der Region aus, welche als Missionsstützpunkte und Urpfarreien fungierten und Zentren der ehemaligen Sendprengel waren.[104]Durch einen Blick auf archäologische Erkenntnisse soll untersucht werden, wann die Kirchen der späteren Archidiakonatssitze entstanden. Die Kirche in Kuhfelde wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut und 1223 von Bischof Iso von Verden geweiht.[105] Die Marienkirche in Salzwedel entstand als Feldsteinkirche bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.[106] Die Petrikirche in Seehausen entstammt ebenfalls dem späten 12. Jahrhundert[107] und die erste Bauphase der Kirche zu Beuster wird zwischen 1150 – 1172 ausgemacht.[108] Die Kirche in Dähre gilt als eine der ältesten der Altmark; sie entstand spätestens in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar noch früher.[]109 Die Kirchen, welche später das Zentrum des jeweiligen Archidiakonatbezirks wurden, liegen hinsichtlich ihrer Erbauungsszeit nahe beieinander. Der altmärkische Raum scheint vom Bistum Verden her in dieser Zeit erschlossen worden zu sein und damit, wie auch das Hannoversche Wendland, wesentlich später als die übrigen Regionen der Diözese. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts lässt sich ein Anstieg bei der Anzahl der Kirchenbauten feststellen. Folgt man der These, dass die Orte, die später die Archidiakonatszentren waren, als Urpfarreien vor allem der Missionierung des Umlandes dienten, lässt sich auch auf den durch diese Kirchen zu christianisierenden Raum schließen. Die Orte folgen einer West-Ost Ausrichtung, lediglich die Kirche in Kuhfelde liegt leicht südlich davon. Diese West-Ost Ausrichtung lässt auf eine Missionstätigkeit, die sich nach Norden und Süden richtet, schließen.[110] (Siehe Abbildung 4) Über die Grenzen der einzelnen Archidiakonate lassen sich anhand der Quellen keine Aussagen treffen. Eine genaue Umschreibung der Archidiakonate liefert weder die Urkunde aus dem 13. Jahrhundert noch die Urkunde von 1500.


Abbildung 4: Archidiakonatssitze und Klöster des Bistums Verden in der Altmark, in Anlehnung an: Übersichtskarte der altmärkischen Buchsbaumgärten, URL: www.deutsche-buchsbaumgesellschaft.de/html/altmark.html (letzter Zugriff: 06.06.2014, 17.00 Uhr).

Auf eine Ausnahme sei hingewiesen: Im Jahr 1178 wird in einer Urkunde Friedrichs I. Barbarossa, die einen Streit zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden zum Inhalt hat, ein L. Archidiakon von Seehausen (L. archidiacono de Sehusen) genannt.[111]Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um ein Archidiakonat des Halberstädter Bistums handelt, welches nun dem Verdener Bischof zugeteilt wird.[112] Mit dem vermehrten Kirchenbau und der beginnenden Ausbildung von Archidiakonaten in dem Teil der Altmark, welcher zum Bistum Verden gehörte, kam es ebenfalls zur Gründung von Klöstern. Es waren vor allem Frauenkonvente, die in der Altmark gestiftet wurden.[113] Die erste Stiftung stellte das Augustiner-Chorfrauenstift in Diesdorf dar, das 1161 durch Bischof Hermann von Verden bestätigt wurde.[114] Gegründet wurde es auf Initiative des Grafen Hermann von Warpke, dessen Familie es zum einen als Hauskloster dienen sollte, zum anderen wurde dem Stift auch eine missionarische Rolle zugedacht.[115]Als nächste Konventsgründung findet sich das Benediktinernonnenkloster in Arendsee, die 1184 erfolgte.[116] Auch hier tritt ein adliger Stifter in Erscheinung, nämlich Markgraf Otto I. von Brandenburg, der Sohn Albrechts des Bären. Das Kloster in Arendsee fungierte ebenfalls als Hauskloster, hatte aber auch eine Funktion zur Sicherung der Landesherrschaft der Askanier in der Altmark.[117]Die dritte und somit im altmärkischen Raum letzte Gründung für den untersuchten Zeitraum, stellt das Benediktinerinnenkloster Krevese dar.[118]Hier scheint es sich wiederrum um ein Hauskloster gehandelt zu haben, gegründet durch die Grafen von Veltheim, um das Andenken an einen verstorbenen Sohn zu wahren.[119] Zu diesem Kloster hat sich eine Urkunde erhalten, nämlich eine Bestätigungsurkunde ausgestellt durch den Halberstädter Bischof.[120] Gardolf von Harbke, zu diesem Zeitpunkt Bischof und ein Verwandter des Klosterstifters, bestätigt eine Konventsgründung, die sich im Gebiet der Diözese Verden befand.[121] Unter den Zeugen findet sich kein Angehöriger des Bistums Verden. Der Neugründung wurden mehrere Hufe übergeben, diese befanden sich in Ziegenhagen (heute Teil der Gemeinde Rochau), Häsewig (heute Ortsteil von Klein Schwechten), Erxleben (wahrscheinlich südlich der Stadt Osterburg) und in Möringen (heute Ortsteil der Stadt Stendal). Jeder der genannten Orte liegt südlich der Biese und damit in dem Teil der Altmark, der gemeinhin dem Halberstädter Bistum zugeordnet wird. Auch die Kirche zu Klein Schwechten, die samt Zubehör an das neugegründete Kloster ging, lag südlich des Flusses. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass das Kloster in Krevese auf dem Gebiet der Verdener Diözese gegründet wurde; nach der Quellenlage zu urteilen, scheint die Gründung mit Zustimmung des Halberstädter Bischofs erfolgt zu sein. Auch wenn das Kloster später ein Teil des Bistums Verden war, scheint sich die Grenze hier, zumindest um das Jahr 1200, nicht nach dem Verlauf der Biese gerichtet zu haben. Weitere Gründungen, die jedoch außerhalb des hier gesteckten zeitlichen Rahmen liegen, bilden das 1224 gegründete Kloster in Dambeck und die in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründeten Männerklöster in Seehausen und Salzwedel.[122] Die Klostergründungen auf dem Gebiet der Diözese Verden fügen sich in das bereits erarbeitete Bild der Archidiakonatssitze in der Altmark ein. Lässt man das Kloster Krevese aus, bei dem zu klären ist, ob es sich um eine Gründung auf Halberstädter oder auf Verdener Territorium handelt, liegen diese Klöster auf einer Linie mit den Archidiakonatssitzen. Das Kloster Arendsee liegt auf der Mitte einer Linie zwischen den Urpfarreien Seehausen-Beuster und Salzwedel. Diesdorf; das südwestlich Salzwedels liegt, ergänzt die Ost-West Ausrichtung, so dass eine Einklammerung des restlichen Teils der Altmark erreicht wird. (Siehe Abbildung 4, S. 23) Die Konventsgründungen und Archidiakonatssitze hatten im Nordwesten der Altmark mit Diesdorf, Dähre, Kuhfelde und Salzwedel die größte Ballung. In östlicher Richtung folgt das Kloster Arendsee und schließlich die Präposituren Seehausen / Beuster. Die Klöster und Archidiakonatssitze befinden sich am nördlichen Rand der Altmark, weiter südlich findet sich keine Gründung. Diese Ausrichtung und Anordnung, lässt darauf schließen, dass die südliche Altmark, zumindest der dem Bistum Verden zugehörige Teil, ein noch zu missionierender Raum war. Es ist weiterhin anzunehmen, dass das Missionierungsziel nicht nur die südliche Altmark war, sondern ebenso das Hannoversche Wendland von hier aus missioniert werden sollte. Für das Kloster Diesdorf, von dem die Missionierung des südlichen Wendlands ausging, ist dies auch belegt.[123] Es konnte aufgezeigt werden, dass die Altmark erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts vom Bistum Verden erschlossen wurde. Ausgangspunkt war dabei der Nordrand der Altmark, von dem aus die Institutionen in den Raum hineinwirkten. Die Erschließung fand in den übrigen Teil des Bistums wesentlich früher statt. Über die Grenzen des Bistums in der Altmark liefern die erst später begründeten Archidiakonatsbezirke keine Aussage. Die Klostergründungen erfolgten nicht in der Nähe des Flusssystems Milde-Biese-Aland. Eine Ausnahme bildet allerdings das Kloster bei Krevese, bei dem aufgezeigt wurde, dass es obwohl im Gebiet der Verdener Bischöfe gelegen, zu einer Bestätigung und zu Schenkungen durch den Halberstädter Bischof kam. Der Flussverlauf von Milde-Biese-Aland scheint in diesem Fall nicht als Grenze gegolten zu haben, in jedem Fall wurde sie hier überschritten ohne eine, uns erhaltene, Reaktion des Bistums Verden hervorgerufen zu haben.

4.2 Das Bistum Halberstadt

Im Bistum Halberstadt kam es früher als im Bistum Verden zur Ausbildung von Archidiakonatsbezirken.[124] Wie auch im Bistum Verden entstanden diese aus den Urpfarreien.[125] Sie treten im 12. Jahrhundert in den Quellen hervor, allerdings als bereits fest ausgebildet, sodass von einer Entstehung der Archidiakonate gegen Ende des 11. Jahrhunderts ausgegangen werden kann.[126] Am Ende des 12. Jahrhunderts existierten in der Diözese Halberstadt 38 Archidiakonate, von denen 35 sich aus angeblich unter Bischof Hildegrim erbauten Mutterkirchen ausgebildet hatten.[127] Eines der drei nicht aus diesen Kirchen hervorgegangen und daher später gegründeten Archidiakonatsbezirken ist jenes, welches die Altmark umschloss.[128] In einer Urkunde, die vom Halberstädter Bischof Gardolf 1194 ausgestellt wurde, erscheint unter den Zeugen ein "[…] Romarus Balsamie archidiaconus […]“.[129]129 Die Altmark, unter der Bezeichnung Balsamerland[130], wurde so erst später in das archidiakonale System des Bistums Halberstadt eingebunden. In der Forschung wurde die erst später erfolgte Eingliederung auf ein Zusammenbrechen der kirchlichen Organisation in der Altmark im 10. Jahrhundert zurückgeführt. Im Nachhinein sei es den Halberstädter Bischöfen nicht mehr gelungen die Altmark strukturell in das Bistum einzugliedern, die laikalen Mächte seien dort zu stark gewesen seien.[131] Eine weitere Frage, die sich anschließt, ist die Frage nach den gegründeten Urpfarreien Bischof Hildegrims. Dieser gründete 35 Kirchen, welche später alle zu Archidiakonatskirchen erhoben wurden. Keine davon jedoch befand sich in der Altmark. Es scheint also unter Hildegrim keine Bemühungen gegeben zu haben, ein Kirchensystem in der Altmark zu etablieren. Auch wenn man die exakte Zahl 35 als Fiktion aus späterer Zeit – übernommen aus der Zahl der zur Zeit der Niederschrift tatsächlich existenten Archidiakonate im Bistum Halberstadt - werten kann, stellt sich die Frage, weshalb die Altmark als leerer Raum blieb und über keinerlei Aktivitäten des Bischofs hier berichtet wurde. Jedoch in nahezu allen anderen Gebieten der Diözese.[132] Wie kommt es, dass Hildegrim, der die ganze Diözese mit Kirchen versah, keine Gründung in der doch zum Bistum Halberstadt gehörigen Altmark unternahm? Sieht man den Versuch Gebietsansprüche zu legitimieren und zu verteidigen als eine Intention der Halberstädter Bischofschronik, so wäre es naheliegend gewesen, über die Gründung einer Urpfarrei durch Bischof Hildegrim auch hier zu berichten.[133] Es gab jedoch zwei Klostergründungen im späten 10. Jahrhundert in der Altmark. Beide fielen, nach aktuellem Forschungsstand, der nicht unumstritten ist, dem Slawensturm von 983 zum Opfer.[134] Über beide Klöster haben sich nur wenige Quellen erhalten. Über die Zerstörung Kalbes berichtet zwar Thietmar von Merseburg, doch war lange Zeit in der Forschung umstritten, ob es sich hierbei tatsächlich um Kalbe an der Milde oder aber um Calbe an der Saale handle.[135] Für das Kloster Arneburg existiert lediglich eine Papsturkunde Benedikts VII., die allerdings hinsichtlich ihrer Authentizität kontrovers bewertet wird.[136] Nach der Zerstörung beider Klöster scheint es über einen langen Zeitraum hin nicht zu neuen Gründungsversuchen gekommen zu sein. Selbst als es unter den Halberstädter Bischöfen Burchard II. (ca. 1028 – 1088) und Reinhard (Bischof von 1107 – 1123) am Ende des 11. beziehungsweise zu Beginn des 12. Jahrhunderts zu einer neuen Welle von Klostergründungen und -reformen kam, sind keine Zeugnisse dafür erhalten, dass diese Aktivitäten auch die Altmark betrafen.[137] Die Bemühungen der Halberstädter Bischöfe reichten in Richtung der Altmark nur bis zum Kloster Hillersleben, jedoch nicht nördlich über die Ohre hinaus.[138] Die erste Klostergründung im Halberstädtischen Teil der Altmark, bildete das der Heiligen Maria und den Heiligen Benedikt und Bernhard geweihte Zisterzienserinnenkloster in Neuendorf bei Gardelegen, welches um das Jahr 1230 gegründet wurde[139], wobei die Gründung in Krevese als noch zu untersuchender Sonderfall keine Berücksichtigung findet, Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts tritt die Altmark nicht mehr als Teil der Diözese hervor. Eine Eingliederung in ein Archidiakonat ist wahrscheinlich in dieser Zeit erfolgt, wie sich aus der Nennung eines Archidiakons Romarus im Archidiakonat Balsamia schließen lässt. Bei der Analyse der Klostergründungen zeigt sich, ein im Vergleich zu Verden, umgekehrtes Bild: Gab es von Seiten der Diözese Verden erst Mitte des 12. Jahrhunderts Klostergründungen und dafür keine Versuche in früheren Zeiten, so versuchte das Bistum Halberstadt früh den Raum zu durchdringen, was scheiterte, und es kam daraufhin erst im 13. Jahrhundert wieder zu Klostergründungen.

4.3 Fazit zu Archidiakonatseinteilung und Klostergründungen in der Altmark

Abgesehen von zwei frühen Versuchen des Bistums Halberstadt den altmärkischen Raum zu durchdringen, für den nur wenige Quellen existieren, die teils kontrovers diskutiert werden, scheint dieser Raum für die beiden Bistümer bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts keine Rolle gespielt zu haben. In dieser Zeit kommt es zu ersten Initiativen der Diözesen den Raum mit Strukturen zu durchdringen. Prozesse, wie Klostergründungen und Archidiakonatseinteilungen, finden hier deutlich später als im übrigen Bistumsgebiet statt. Die These Ehlers‘, dass die Bistümer versuchten den Raum zu durchdringen und als ihren Bereich kenntlich zu machen, indem sie Gründungen vor allem in der Peripherie tätigten, ist hier, wenn überhaupt nur äußerst bedingt (Gründungen Kalbe und Arneburg) zu vertreten.[140] Es scheint als sei dieser Raum ein Fremdkörper innerhalb beider Diözesen gewesen, der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu einem Teil der diözesanen Struktur wurde. Die schwache Integration der Altmark in die bistümliche Organisation lässt sich auch daran erkennen, dass es gegen Ende des 12. Jahrhunderts Bestrebungen gab ein altmärkisches Bistum zu gründen. Wäre der Raum ein vollständig erschlossener und integrierter Bestandteil beider Diözesen gewesen, wären solche Pläne nicht so weit gediehen, wie es im Falle Heinrichs von Gardelegen zu beobachten ist.[141] Eine Analyse dieses Bistumsplans, ausgehend von einer fehlenden Einbindung der Altmark in die Halberstädter und Verdener Diözese, kann in dieser Arbeit jedoch nicht geleistet werden.

5. Der Konflikt zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden im 12. Jahrhundert

Als ein Ergebnis der bisherigen Untersuchung zeigte sich, dass die Altmark scheinbar erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts stärker in das Reich und in die diözesanen Strukturen einbezogen wurde. Dies wird auch belegt durch einen Konflikt zwischen den Bistümern um Gebiete in der Wische, die sich in drei Urkunden aus den 1170er Jahren erhalten haben. Nach einer Analyse dieser, soll nach den Gründen gesucht werden, weshalb die Altmark zu dieser Zeit verstärkt in den Fokus der Bischöfe von Halberstadt und Verden geriet.

5.1 Die Urkunden

Im März 1174 ließ sich Bischof Hugo von Verden (Bischof von 1168 - 1180) durch Kaiser Friedrich I. (1122 - 1190) seine Grenze im Gebiet des Markgrafen Otto I. (um 1128 - 1184) bestätigen.[142] Hugo war durch Hermann von Verden zum Kaplan gemacht worden und unterstützte gemeinsam mit jenem Friedrich I. bei den Auseinandersetzungen mit Papst Alexander II. in Italien.[143]Durch diese Unterstützung Friedrichs in Italien, wo Hugo auch in Kontakt zu diesem trat, konnte er die Gunst des Kaisers erlangen. So nahm Friedrich I. nach dem Tode Hermanns im Jahre 1167 Einfluss auf die Besetzung des Verdener Bischofsstuhls und sicherte diesen seinem Parteigänger Hugo zu.[144] Während der Verdener Bischof gute Beziehungen zum Kaiser pflegte, war die Situation um den Halberstädter Bischof, den zweiten Akteur der Urkunde, anders. Während der Verdener Bischof namentlich genannt wird ("[…] Hugo Verdensis episcopus […]“), findet sich für seinen Halberstädter Amtskollegen keine namentliche Nennung, was nicht unproblematisch ist. Unter Kaiser Friedrich Barbarossa, dessen Einfluss auf die Besetzung der Bistümer bereits Erwähnung fand, kam es im Bistum Halberstadt zu personellen Konflikten. Zwischen dem Halberstädter Bischof Ulrich und Friedrich I. war es zum Bruch gekommen, da der Kaiser Heinrich den Löwen unterstützte, der seinerseits ein Gegner Ulrichs war. So erfolgte 1160 auf Initiative Friedrichs I. die Absetzung Ulrichs und als sein Nachfolger wurde Gero, der Kandidat Heinrichs des Löwen, gewählt.[145] Papst Alexander III. jedoch sah Ulrich weiterhin als rechtmäßigen Bischof an, sodass Gero als Gegenbischof gilt. Dies gilt auch für die Zeit der Ausstellung der Urkunde, 1174. Obwohl hier lediglich vom "[…]Halverstatensis episcopus […]“ die Rede ist, ist anzunehmen, dass hier Gero gemeint ist. Da nur dieser von Friedrich anerkannt wird, richtet sich dieses offizielle kaiserliche Diplom wohl auch an den, aus Sicht des Kaisers, rechtmäßigen Bischof. Nachdem die personelle Situation dargelegt wurde, soll nun der eigentliche Inhalt der Urkunde untersucht werden. Wir erfahren, dass die Grenzbestätigung auf die Initiative Hugos von Verden zurückgeht und dass die vom Bistum Halberstadt vorgebrachten Ansprüche abgewiesen werden. Was keine Erwähnung findet ist, um welche Gebiete es sich genau handelt; es wird lediglich erwähnt, dass es sich um die Grenzen in der Mark Ottos von Brandenburg, des ältesten Sohnes von Albrecht dem Bären, handelt ("[…] fines dyocesis sue in marchia Ottonis de Brandeburg constitutos […]“146[146]). Dass es hierbei um das Gebiet der Wische geht, wie es beispielsweise Mindermann annimmt[147], ergibt sich aus dieser Urkunde nicht. Es kann sich ebenso um eine allgemeine Bestätigung der Grenzen in der Altmark gehandelt haben, die vom Kaiser erteilt wurde. Dem Verdener Bischof lag zur Stärkung seiner Ansprüche ein wirksames Dokument vor, nämlich die gefälschte Gründungsurkunde Karls des Großen für das Bistum, die in der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden war.[148] Die zweite Urkunde, welche über den Konflikt zwischen Verden und Halberstadt in der Altmark berichtet, wurde 1178 unter Friedrich Barbarossa ausgestellt.[149] Sie hat zum Inhalt, dass Bischof Ulrich von Halberstadt[150] dem Papst Ansprüche auf Gebiete in der Altmark vorgetragen habe, die seit jeher dem Bistum Verden zugehörig waren. Nun wird auch das Gebiet bezeichnet, um welches es bei der Auseinandersetzung geht, nämlich die Wische ("[…] Prato […]“). (Siehe Abbildung 5) Kaiser Friedrich befiehlt, als Folge dieser Auseinandersetzung, zwischen den Bischöfen von Halberstadt und Verden, Otto von Brandenburg das Gebiet gegen die ungerechtfertigten Halberstädter Ansprüche zu verteidigen. Weiterhin ordnet er dem Klerus und der Bevölkerung der Wische an sich dem Bistum Verden unterzuordnen.


Abbildung 5: Die Lage der Wische in der Altmark, in Anlehnung an: Schneider, Johannes: Art.: Altmark, in: Nördlich der Donau. Eine Wissensdatenbank über das Werden Europas im Mittelalter. URL: http://www.uni-leipzig.de/gwzo/wissensdatenbank/artikel.php?ArtikelID=103.0000 (letzter Zugriff: 11.06.2014, 16.00 Uhr).

Zur gleichen Zeit erließ Friedrich I. Barbarossa eine weitere Anordnung bezüglich dieses Konfliktes. Diesmal war sie jedoch nicht an Otto von Brandenburg, sondern an "[…] L(uder?)[151], dem Archidiakon von Seehausen, allen Geistlichen der Wische sowie dem Johannes Gans, dem Jon (?) und den übrigen Freiherren […]“[152] gerichtet. Hier wird mit dem Archidiakon L. von Seehausen (L. archidiacono de Sehusen), erstmals ein Archidiakonat in der Altmark genannt. Die Herausbildung eines Archidiakonats in der Wische war vermutlich vom Bistum Halberstadt ausgegangen, da dieser Prozess hier früher als in der Diözese Verden stattfand. Die Schaffung dieses Archidiakonats weist auf den Versuch der schnellen Einbindung der Region in die Diözese hin.[153] In der Urkunde wird weiterhin angeordnet, dass die Bewohner der Wische die "[…] Rechte des Verdener Bischofs an diesem Gebiet, die jener vor dem letzten Krieg zwischen dem Herzog und den Fürsten besessen hat […]“[154] anerkennen sollen. Weitere Urkunden über Auseinandersetzungen zwischen den Bischöfen von Halberstadt und Verden bezüglich des Grenzverlaufs haben sich nicht erhalten, so dass davon auszugehen ist, dass der Konflikt mit diesen kaiserlichen Verordnungen beigelegt wurde. Wie erklärt es sich nun, dass die Grenzen der Bistümer in der Altmark erst ab der Mitte des 12. Jahrhunderts zu einem Konflikt zwischen den Bischöfen führen? In der Altmark spielten sich in dieser Zeit mehrere Prozesse ab, die Veränderungen bedingten. Die wichtigsten sollen kurz erläutert werden.

5.2 Die Altmark in der Mitte des 12. Jahrhunderts

Es sind vor allem drei Faktoren, welche die Entwicklung der Altmark ab der Mitte des 12. Jahrhunderts prägen. Zum einen der hochmittelalterliche Landesausbau, als zweites die Auseinandersetzungen mit Heinrich dem Löwen und weiterhin der Wendenkreuzzug von 1147, die sich untereinander beeinflussten. Durch den Wendenkreuzzug von 1147 kam es nicht nur zu einer Missionierung in den ostelbischen Gebieten, sondern auch in der Altmark kam es zu einer intensiveren Verbreitung des Christentums.[155] Dass eine Missionierung und das Wirken der Kirche nicht nur religiöse Aspekte hatte, sondern ebenso eine raumordnende Kraft darstellte und zum Ausbau der weltlichen Herrschaft in den Gebieten führte, zeigte sich bereits bei der Einteilung Sachsens in Missionsbezirke unter Karl dem Großen.[156] Mit der Zurückdrängung der heidnischen Religion in der Altmark und der Intensivierung des Christentums, sowohl hinsichtlich des Glaubens als auch des Aufbaus kirchlicher Strukturen, wurde so für die Adelsgeschlechter der Weg bereitet das Gebiet auch mit einer weltlichen Herrschaft zu durchdringen und bildet einen Ausgangspunkt für den hochmittelalterlichen Landesausbau in dieser Region. Der nach bzw. mit dem Wendenkreuzzug erfolgte Landesausbau in der Altmark zeigt sich deutlich im Bereich der Wische.[157] Den Grundstein für die Intensivierung der Herrschaft wurde durch das Wirken niederländischer Kolonisten, die durch Albrecht den Bären in die Altmark geholt wurden, gelegt.[158] So wurde aus dem Gebiet der Wische, welches bis hierhin eine Überflutungslandschaft der Elbe war, eine sowohl landwirtschaftlich als auch für siedlungszwecke nutzbare Landschaft gemacht. Die Vielzahl der in dieser Zeit erfolgten Städtegründungen und Kirchenbauten in dieser Region bestätigen diese Erkenntnis.[159] Desweiteren wurde der Elberückstau bei Hochwasser in Milde-Biese-Aland unterbunden, sodass nun auch hier die ufernahen Gebiete intensiver genutzt werden konnten. Durch diese Erschließung neuer Teile der Altmark, die auch eine dichtere Besiedlung ermöglichten und begünstigten, wurde die Altmark nun auch zum Schauplatz weltlicher Konflikte.[160] Auf diesen Konflikt wird in der dritten vorgestellten Urkunde Friedrich Barbarossas auch Bezug genommen.[161] Hier wird deutlich, dass diese Auseinandersetzungen auch Auswirkungen auf das Gebiet in der Altmark hatten. Mit der endgültigen Missionierung der Altmark, in Verbindung mit dem hochmittelalterlichen Landesausbau, gab es Bestrebungen die Landesherrschaft in diesem Gebiet zu stärken. Dies war nicht nur eine Bestrebung der Askanier und Welfen, sondern ebenso der Kirche. In der Mitte des 12. Jahrhunderts kam es so zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden zu Verhandlungen über eine genaue, lineare Grenze in der Altmark. Dies ist ein Prozess, der sich in anderen Gebieten ähnlich abspielte: Erst mit der Erschließung und vollkommenen Durchdringung des Raumes wurde es überhaupt nötig sich auf lineare Grenzen zu einigen; die Vorstellung der Grenzräume, die das unkultivierbare Land, welches oft zwischen zwei abzugrenzenden organisatorischen Gebilden lag, umfasst, wurde so im Hochmittelalter zurückgedrängt.[162]

6. Fazit und Ausblick

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Altmark als Grenzregion der Bistümer Halberstadt und Verden zu untersuchen. Im ersten Teil wurde anhand der schriftlichen Quellen versucht einen Grenzverlauf und die Ausdehnung der Bistümer in der Altmark auszumachen. Die schriftlichen Zeugnisse erwiesen sich größtenteils als Fälschungen und ließen zumindest für die Zeit bis 1150 keine tatsächlichen Schlüsse zu. Auch die Archidiakonatseinteilung und die Durchdringung des Raumes mit kirchlichen Institutionen brachte keinen Aufschluss, zeigte aber, dass diese sich in den jeweiligen Teilen des Bistums unterschiedlich gestalten. Die gewonnenen Erkenntnisse machen deutlich, dass die Altmark erst ab der Mitte des 12. Jahrhunderts scheinbar überhaupt ein integraler Bestandteil der Bistümer wurde – dies gilt für beide Diözesen gleichermaßen. Vor diesem Zeitraum gibt es keine Zeugnisse oder andere Quellen, die eine tatsächliche Zugehörigkeit der Altmark zu den Bistümern Halberstadt oder Verden erkennen lassen. Als ein Beleg für die im 12. Jahrhundert erfolgte Eingliederung in die diözesanen Strukturen wurden die Grenzstreitigkeiten zwischen den Bistümern aus den 1170er Jahren angeführt. Das Aushandeln einer festen und genauen Grenze zwischen den beiden Bistümern ist als ein Resultat der "[…] detailliert[eren] Raumkenntnis und –nutzung […]“[163] zu sehen. Die Gründe für die verstärkte Erschließung der Altmark sind die Mission in Folge des Wendenkreuzzugs und der hochmittelalterliche Landesausbau, welcher eine Stärkung bzw. ein stärkeres Streben nach Landesherrschaft nach sich zog. Es ist festzuhalten, dass die Altmark erst ab der Mitte des 12. Jahrhunderts als Grenzregion der Bistümer Halberstadt und Verden in Erscheinung tritt. Ansprüche, die vor dieser Zeit erhoben wurden, sind lediglich theoretischer Natur. Zur weiteren Erforschung der Geschichte der Altmark im Mittelalter scheint diesem Zeitraum eine Schlüsselrolle zuzukommen. Die vermehrten Kirchenbauten, Städtegründungen und landschaftlichen Veränderungen nehmen zu dieser Zeit ihren Ausgang und auch eine Intensivierung der Herrschaftsausübung, sowohl weltlicher als auch geistlicher Mächte, findet statt. Ausgehend von der Mitte des 12. Jahrhunderts ist es somit notwendig durch einen interdisziplinären Ansatz die Geschichte der Altmark zu erforschen, um ein besseres Verständnis dieser germanisch-slawischen Kontaktzone zu erlangen. Diese Auseinandersetzung stellt bis heute ein Desiderat in der Forschung dar und muss durch weiterführende Untersuchungen behoben werden. Vor allem die tatsächliche Zugehörigkeit der späteren Altmark zum sächsisch-fränkischen Reich vor dem 12. Jahrhunderts gilt es von der Forschung neu, und in kritischer Auseinandersetzung mit den älteren, und zum Teil bis heute unreflektiert übernommenen Forschungsmeinungen, zu untersuchen. Diese Arbeit soll dabei als ein Ansatz zu diesen Forschungen verstanden werden.

Literaturverzeichnis

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  2. Vgl.: Schulze, Hans K.: Adelsherrschaft und Landesherrschaft. Studien zur Verfassungs- und Besitzge-schichte der Altmark, des ostsächsischen Raumes und der hannoverschen Wendlandes im hohen Mittelalter (= Mitteldeutsche Forschungen. Bd. 29), Köln 1963, S. 7ff.
  3. Vgl.: Hardt, Mattias / Schulze, Hans K.: Altmark und Wendland als deutsch-slawische Kontaktzone, in: Schmidt, Roderich (Hrsg.): Wendland und Altmark in historischer und sprachwissenschaftlicher Sicht, Lüne-burg 1992, S. 1.
  4. Vgl.: Diestelkamp, Adolf: Der Balsambann am Ausgange des 15. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Pfarrorganisation und der Diözesangrenzen in der Altmark, in: Zeitschrift des Verein für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt 28 (1932), S. 107.
  5. Vgl.: Schulze, Hans K.: Die Besiedlung der Altmark, in: Festschrift für Walter Schlesinger, Bd. 1 (= Mit-teldeutsche Forschungen, Bd. 74/1), Köln 1973, S. 139.
  6. Vgl.: Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis, Zweiter Haupttheil, Bd. 2, Berlin 1845, S. 68.
  7. Vgl.. Schultze, Johannes: Nordmark und Altmark, in: Schultze, Johannes (Hrsg.): Forschungen zur bran-denburgischen und preußischen Geschichte. Ausgewählte Aufsätze, Berlin 1964, S. 38f.
  8. Vgl.: Leineweber, Rosemarie: Die Altmark in spätrömischer Zeit (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt, Bd. 50), Halle (Saale) 1997, Karte 21. Leineweber gliedert die Altmark dabei in acht Siedlungskammern, die sich zu nahezu gleichen Teilen auf die Gebiete der Bistümer Verden und Halberstadt verteilen.
  9. Zur naturräumlichen Gliederung, Böden, Vegetation und Hydrologie der Altmark, vgl.: Engelien, Ingeborg: Preußische Kolonisations- und Sozialpolitik in der Altmark von 1740 bis 1850 im Spannungsfeld von Staats-räson und Bauernwiderstand am Beispiel des Drömlings, Bonn 2007, S. 60ff.
  10. Vgl.: Annales regni Francorum, hg. von Reinhold Rau, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte I (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe), Darmstadt 1966, S. 81f.
  11. Vgl.: Schulze, Adelsherrschaft, S. 9.
  12. Vgl.: Partenheimer, Lutz: Die Entstehung der Mark Brandenburg. Mit einem lateinisch-deutschen Quellen-anhang, Köln 2007, S. 78ff.; Schulze, Adelsherrschaft, S. 9ff.
  13. MGH DD LD, Nr. 57.
  14. Vgl.: Vogtherr, Thomas: Das Bistum Verden in der Reichskirchenpolitik der Karolinger und Ottonen, in: Kappelhoff, Bernd / Vogtherr, Thomas (Hrsg.): Immunität und Landesherrschaft. Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 14), Stade 2002, S. 11.
  15. Klueting, Edeltraud: Die karolingischen Bistumsgründungen und Bistumsgrenzen in Sachsen, in: Klueting, Edeltraud / Klueting, Harm / Schmidt, Hans-Joachim (Hrsg.): Bistümer und Bistumsgrenzen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart (= Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchenge-schichte, Supplementband 58), Rom / Freiburg / Wien 2006, S. 65.
  16. Vgl.: Ehlers, Caspar: Die Integration Sachsens in das fränkische Reich (751 – 1024) )(= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 231), Würzburg 2005, S. 35ff.
  17. Vgl.: Vogtherr, Reichskirchenpolitik, S. 1.
  18. Vgl.: Vogtherr, Thomas: Einleitung, in: Kappelhoff / Vogtherr, Immunität und Landesherrschaft, S. VIIIff.
  19. Vgl.: Mindermann, Arend: Zur Frühgeschichte des Hochstifts Verden. Grundlagen, Anfänge, Entwick-lungsmöglichkeiten und Ausgestaltung der bischöflichen Landesherrschaft bis zum Ende des 13. Jahrhun-derts, in: Kappelhoff / Vogtherr, Immunität und Landesherrschaft, S. 65ff.
  20. Zur Reformation in der Diözese Verden, vgl.: Nistal, Matthias: Verdens evangelische Bischöfe als Landes-fürsten bis 1648, in: Kappellhoff / Vogtherr, Immunität und Landesherrschaft, S. 175 – 194.
  21. Ebd. S. 188ff.
  22. Die Übergabe des Bistums an Schweden ist festgelegt in: Art X, § 7 des Osnabrücker Friedensvertrags vom 24. 10. 1648, vgl.: Buschmann, Arno: Kaiser und Reich. Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1806 in Dokumenten. Teil 2: Vom Westfälischen Frieden 1648 bis zum Ende des Reiches im Jahre 1806, Baden-Baden 1994, S. 71.
  23. Die Karte zeigt die mitteldeutschen Bistümer nach der Gründung des Erzbistums Magdeburg (968) mit seinen Suffraganbistümern sowie der Wiedererrichtung der Bistümer Ratzeburg und Schwerin (um 1150).
  24. Vgl.: Ehlers, Integration, S. 63f.
  25. Vgl.: Klueting, Bistumsgründungen, S. 77.
  26. Ebd. S. 77.
  27. Vgl.: Springer, Matthias: Das frühe Bistum Halberstadt im Blick der neueren Forschung, in: Maseberg, Günter / Schulze, Armin (Hrsg.): Halberstadt. Das erste Bistum Mitteldeutschlands. Zeitzeugnisse von Kaiser Karl dem Großen bis zum Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (= Veröffentlichungen des Städtischen Museums Halberstadt 29), Halberstadt 2004, S. 34f.
  28. Die Übergabe des Bistums Halberstadt an das Kurfürstentum Brandenburg ist niedergeschrieben in: Art. XI, § 1 des Osnabrücker Friedensvertrags vom 24. 10. 1648, vgl.: Buschmann, Kaiser und Reich, S. 74.
  29. Vgl.: Greule, Albrecht: Art. Milde, in: Deutsches Gewässernamensbuch. Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen, Berlin / Boston 2013, S. 350. Für die Zusendung der Druckfahnen aus diesem Werk, das zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit noch nicht erschienen war, möchte ich an dieser Stelle Prof. Dr. Albrecht Greule recht herzlich danken.
  30. Vgl.: MGH DD H II Nr. 126.
  31. Vgl.: Greule, Albrecht: Art. Biese, in: Deutsches Gewässernamenbuch, S. 60.
  32. Vgl.: Greule, Albrecht: Art. Aland, in: Deutsches Gewässernamenbuch, S. 29.
  33. Die Beschreibung des Verlaufes ist angelehnt an: Berger, Dieter: Art. Aland, in: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern, Mannheim 1993, S. 33.
  34. Vgl.: Riedel, Adolph Friedrich: Die Mark Brandenburg im Jahre 1250 oder historische Beschreibung der Brandenburgischen Lande und ihrer politischen und kirchlichen Verhältnisse um diese Zeit, eine aus Urkun-den und Kroniken bearbeitete Preisschrift 1, Berlin 1831, S. 14.
  35. Gesta episcoporum Halberstadensium, hg. von Ludwig Weiland (= MGH Scriptores 22, S. 73 – 122), Han-nover 1864.
  36. Ebd. S. 79.
  37. Vgl.: Hardt, Matthias: Linien und Säume, Zonen und Räume an der Ostgrenze des Reiches im frühen und hohen Mittelalter, in: Pohl, Walter / Reimitz, Helmut (Hrsg.): Grenze und Differenz im frühen Mittelalter (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 1), Wien 2000, S. 50.
  38. Vgl.: Jäschke, Kurt-Ulrich: Die älteste Halberstädter Bischofschronik. Untersuchungen zu mitteldeutschen Geschichtsquellen des hohen Mittelalters Teil 1 (= Mitteldeutsche Forschungen 62/1), Köln 1970, S. 122.
  39. Ebd. S. 95.
  40. Die Annales Quedlinburgenses, hg. von Martina Giese (= MGH SS rer. Germ. 72), Hannover 2004.
  41. Ebd. S. 47ff.
  42. Ebd. S. 430.
  43. Giese hingegen gibt fälschlicherweise an, dass es sich bei Millam um die Mulde handele, die bei Roslau in die Elbe mündet und ein Nebenfluss der Biese sei, vgl.: Giese, Annales, S. 430, Fußnote 486
  44. Die Reichschronik des Annalista Saxo, hg. von Klaus Naß (= MGH SS 37), Hannover 2006, S. VII.
  45. Ebd. S. 41.
  46. Ebd.
  47. Vgl.: Jäschke, Bischofschronik, S. 102; für die Abhängigkeiten der Quellen generell siehe dort das Stemma auf S. 210.
  48. Vgl.: Jäschke, Bischofschronik, S. 120f. Ob es sich bei dieser älteren Quelle Halberstädter Provenienz tatsächlich um eine am Ende des 10. Jahrhunderts in Halberstadt entstandene eigenständige Bischofschronik handelte, aus der die Quedlinburger Annalen schöpften, wie es beispielsweise Jäschke annimmt, oder ob es sich bei diesem Informationsfundus lediglich um Notizen und Traditionen handelte, die in Halberstadt bewahrt wurden, wie es Handschuh annimmt, ist hinsichtlich der hier untersuchten Fragestellung von untergeordneter Bedeutung, da festzuhalten ist, dass die Kenntnis von Milde-Biese-Aland als Flusssystem in der Altmark aus einer Halberstädter Quelle stammt. Die genaue Ausgestaltung dieser Quelle ist im Kontext der Arbeit nicht von Bedeutung. Vgl.: Handschuh, Gerhard-Peter: Bistumsgeschichtsschreibung im ottonisch-salischen Reichskirchensystem. Studien zu den sächsischen Gesta episcoporum des 11. bis frühen 13. Jahrhunderts, Tübingen 1982.
  49. Ebd. Fußnote 579.
  50. Ebd.
  51. Ebd. Stemma S. 210.
  52. Ebd. S. 185ff.
  53. Vgl.: Grieme, Uwe: Zur Aussagekraft von Bistumschroniken und Bischofskatalogen des Bistums Halber-stadt im Hoch- und Spätmittelalter, in: Concilium medii aevi 3 (2000), S. 191.
  54. Vgl.: Hägermann, Dietrich: Die Urkundenfälschungen auf Karl den Großen. Eine Übersicht, in: Fälschun-gen im Mittelalter, Bd. III (= Monumenta Germaniae Historica. Schriften Bd. 33, III), Hannover 1988, S. 433ff.
  55. Vgl.: Ehlers, Integration, S. 168.
  56. Ebd.
  57. Vgl.: Jakobs, Hermann: Spätottonische Klosterfreiheit. Die Privilegien „Creditae speculationis“ Johannes‘ XIII. und Benedikts VII. für Thankmarsfelde/Nienburg, Alsleben und Arneburg, in: Jakobs, Hermann / Pet-ke, Wolfgang (Hrsg.): Papsturkundenforschung und Historie. Aus der Germania Pontificia Halberstadt und Lüttich (= Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia, Bd. 9), Köln / Weimar / Wien, 2008, S. 69ff.
  58. Vgl.: Holtzmann, Robert: Das Laurentius Kloster zu Calbe. Ein Beitrag zur Erläuterung Thietmars von Merseburg, in: Jahrbuch der historischen Kommission für die Provinz Sachsen und Anhalt, Bd. 6, S. 187f.
  59. Vgl.: Ehlers, Integration, S. 94, hier auch der Hinweis auf die unter den Ottonen stets erneuerte Bestätigung der Grenzen.
  60. Dass eine Kenntnis vom altmärkischen Raum vorgelegen hat, zeigt sich auch in der Zuordnung des Arend-sees zum ostsächsischen Reich in den Reichsannalen zum Jahre 822, vgl.: Ehlers, Integration, S. 249; Schul-ze, Adelsherrschaft, S. 8.
  61. Annales regni Francorum, hg. von Reinhold Rau, S. 9 – 155.
  62. Vita secunda sancti Liudgeri. Deutsche Übersetzung und Kommentar von Eckhard Freise, in: Freise, Eck-hard (Hrsg.): Die Vita Sancti Liudgeri. Text, Übersetzung und Kommentar, Forschungsbeiträge (= Codices selecti 95), Graz 1999, S. 29 – 61.
  63. Res gestae Saxonicae. Die Sachsengeschichte, hg. von Ekkehart Rotter und Bernd Schneidmüller, Stuttgart 1992.
  64. Vgl.: Jäschke, S. 210.
  65. Vgl.: Weiland, Gesta, S. 80.
  66. Ebd.
  67. Vgl.: Schulze, Adelsherrschaft, S. 16.
  68. Der in der Abbildung im nordöstlichen Teil der Altmark, der Wische, gelegene Mintgau ist nach neuerer Forschung erst im 12. Jahrhundert entstanden, vgl.: Schulze, Besiedlung, S. 100f.
  69. Vgl.: Warnke, Christian: Belcsem/Belkesheim/Balsemerlande – Betrachtungen zu einem angeblichen Gau-namen im elbslawisch-deutschen Berührungsgebiet, in: Greule, Albrecht / Springer, Matthias (Hrsg.): Namen des Frühmittelalters als sprachliche Zeugnisse und als Geschichtsquellen (= Ergänzungsbände zum Reallexi-kon der germanischen Altertumskunde, Bd. 66), Berlin 2009, S. 224.
  70. Ebd. S. 197 – 200.
  71. Vgl.: Kölzer, Theo: Die Urkunden Ludwigs des Frommen für Halberstadt (BM2 535) und Visbek (BM2 702) und ein folgenreiches Mißverständnis, in: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wap-penkunde 58 (2012), S. 103 – 124.
  72. Vgl.: Weiland, Gesta, S. 91.
  73. Vgl.: Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe. Erster Teil bis 1236, hg. von Gustav Schmidt (= Publicationen aus den königlich Preußischen Staatsarchiven 17), Osnabrück 1965 (Neudruck von 1883), Nr. 68.
  74. Ebd.
  75. Ebd.
  76. Vgl.: Warnke, Belcsem, S. 200.
  77. Ebd.
  78. Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd. 1, hg. von Arend Mindermann (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Bd. 13), Stade 2001, S. 1.
  79. Ebd. Nr. 1.
  80. Milde = Millam / Rodouue; Biese = Bimam / Bese; Aland = Alend / Precekinam. Der jeweils zuerst ge-nannte Name entstammt der Halberstädter Provenienz.
  81. Jaspert, Nikolas: Grenzen und Grenzräume im Mittelalter: Forschungen, Konzepte und Begriffe, in: Her-bers, Klaus / Jaspert, Nikolas (Hrsg.): Grenzräume und Grenzüberschreitungen im Vergleich. Der Osten und der Westen des mittelalterlichen Lateineuropas (= Europa im Mittelalter, Bd. 7), Berlin 2007 S. 49.
  82. Urkundenbuch Verden, Nr. 1.
  83. Vgl.: Riedel, Mark Brandenburg, S. 14.
  84. Vgl.: Vogtherr, Reichskirchenpolitik, S. 11.
  85. Zur Geschichte des Bistums Ratzeburg, vgl.: Petersen, Stefan: Ratzeburg, in: Gatz, Erwin (Hrsg.): Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation, Freiburg im Breisgau 2003, S. 590 – 598. Zur Geschichte des Bistums Schwerin, vgl.: Brodkorb, Clemens: Schwerin, in: Gatz, Bis-tümer, S. 670 – 675.
  86. Zu Bischof Hermann von Verden, vgl.: Wurst, Otto: Bischof Hermann von Verden 1148 – 1167. Eine Persönlichkeit aus dem Kreise um Kaiser Friedrich I. Barbarossa (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 79), Hildesheim 1972.
  87. Siehe Kapitel 4 in dieser Arbeit.
  88. Vgl.: Chronicon episcoporum Verdensium. Die Chronik der Verdener Bischöfe, hg. von Thomas Vogtherr (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden), Stade 1998, S. 43.
  89. Ebd.
  90. Ebd.
  91. Ebd. S. 14ff. Nach Vogtherr war wohl die Einsetzung eines Bischofs in Verden, der nicht durch das Dom-kapitel gewählt wurde, ein Anlass für die Zusammenstellung der Bischofschronik.
  92. Vgl.: Vogtherr, Reichskirchenpolitik, S. 1.
  93. Hartmann, Winfried: Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 843 – 859 (= MGH Concilia, Bd. 3), Hannover 1984, S. 150.
  94. Vgl.: Vogtherr, Reichskirchenpolitik, S. 10.
  95. Vgl.: Hartmann, Konzilien, Nr. 16, S. 179 – 184. Einen ausführlichen Bericht liefert Rimbert in seiner Vita Anskari, vgl.: Rimbert, Vita Anskari, hg. von Werner Trillmich (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Ge-schichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. XI), Darmstadt 1961, S. 71ff.
  96. Vgl.: Mindermann, Urkundenbuch, S. 15, Fußnote 3.
  97. Groten, Art. Archidiakon, in: LThK, Bd. 1, Sp. 947f.
  98. Ebd.
  99. Vgl.: Panzram, Bernd: Art. Archidiakon, in: LexMa, Bd. 1, Sp. 896f.
  100. Vgl.: Michael, Eckhard: Zur Kirchengeschichte des Hannoverschen Wendlands im Mittelalter, in: Hanno-versches Wendland 15 (= Jahresheft des heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 1994 – 1997), Lüchow 2001, S. 202.
  101. Vgl.: Mindermann, Urkundenbuch, Nr. 214.; Der gleiche Befund gilt auch für das Hannoversche Wend-land.
  102. Riedel, Adolph: Codex diplomaticus Brandenburgensis, Erster Hauptteil, Bd. 25, Berlin 1863, Nr. 467.
  103. Vgl.: Michael, Kirchengeschichte, S. 203.
  104. Ebd. S. 199; Hilling, Nikolaus: Die Halberstädter Archidiakonate (= Beiträge zur Geschichte und Verwal-tung des Bistums Halberstadt im Mittelalter, Bd. 1), Lingen 1902, S. 38ff.; Scholz, Michael: Die Entstehung der Archidiakonatsbezirke in Wendland und Altmark. Bemerkungen zum Aufsatz von Eckhard Michael in: Hannoversches Wendland Bd. 15, in: Altmark-Blätter. Heimatbeilage der Altmarkzeitung 14 (2003), S. 18.
  105. Vgl.: Hartwig, Thomas: Alle Altmarkkirchen von A bis Z, Havelberg 2012, S. 284.
  106. Ebd. S. 409.
  107. Ebd. S. 442.
  108. Ebd. S. 49.
  109. Ebd. S. 89.
  110. Ähnliches zeigt Caspar Ehlers bei der Analyse der Lage der Frauenkonvente in Sachsen auf; hier liegt allerdings eine Nord-Süd Ausrichtung vor, vgl.: Ehlers, Integration, S. 168ff.
  111. Mindermann, Urkundenbuch, Nr. 160.
  112. Vgl.: Scholz, Archidiakonatsbezirke, S. 17.
  113. Vgl.: Mindermann, Arend / Riggert-Mindermann, Ida-Christine: Die Klosterlandschaft im Bistum Verden, in: Scharf-Wrede, Thomas (Hrsg.): Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart (= Jahrbuch des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim, Bd. 67), Hildesheim 1999, S. 7.
  114. Vgl.: Mindermann, Urkundenbuch, Nr. 136.
  115. Vgl.: Homeyer, Joachim: Zur Gründung des Stiftes Diesdorf im Jahre 1161, in: Jahresbericht des altmär-kischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel 73 (2001), S. 86ff.
  116. Vgl.: Müller, Hellmut: Zur Vorgeschichte der Arendseer Klostergründung, in: Jahresbericht des altmärki-schen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel 71 (1996), S. 40ff.
  117. Vgl.: Mindermann, Klosterlandschaft, S. 12.
  118. Ebd.
  119. Vgl.: Partenheimer, Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt, Köln 2001, S. 146ff.
  120. Vgl.: Eberhagen, Arndt: Zum 750-jährigen Überlieferungsjubiläum der Kirche von Groß-Beuster: Gedan-ken und Erinnerungen an ihre ersten Jahrhunderte als Stiftskirche St. Nikolaus, in: Jahresbericht des altmär-kischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel 70 (1994), S. 6.
  121. Vgl.: Zöllner, Walter: Art. Gardolf von Harbke (†1201). 1993 – 1201 Bischof von Halberstadt, in: Gatz, Erwin (Hrsg.): Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reichs 1198 – 1448. Ein Biographisches Lexikon, Berlin 2001, S. 219.
  122. Vgl.: Mindermann, Klosterlandschaft, S. 29.
  123. Vgl.: Lange, Friedrich: Bauckberge und Sonnenberge. Vermutungen zu vorchristlichen Kultplätzen im Wendland, in: Hannoversches Wendland 15 (= Jahresheft des heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 1994 – 1997), Lüchow 2001, S. 191.
  124. Vgl.: Scholz, Archidiakonatsbezirke, S. 17.
  125. Vgl.: Bogumil, Karlotto: Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert. Studien zur Reichs-und Reformpoli-tik des Bischofs Reinhard und zum Wirken der Augustiner-Chorherren (= Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 69), Köln 1972, S. 188f.; Hilling, Archidiakonate, S. 40ff.
  126. Vgl.: Warnke, Belcsem, S. 217; Bogumil, Halberstadt, S. 187f.
  127. Vgl.: Weiland, Gesta, S. 80. Zur kritischen Betrachtung dieser Angabe, vgl.: Warnke, Belcsem, S. 222.
  128. Vgl.: Diestelkamp, Balsambann, S. 107f.
  129. Schmidt, Urkundenbuch, Nr. 352. Wahrscheinlich ist dieser Romarus der gleiche der bereits 1184 in einer Urkunde (Nr. 304) als Romarus diaconus erscheint.
  130. Vgl.: Hilling, Archidiakonate, S. 46.
  131. Vgl.: Bogumil, Halberstadt, S. 186. Eine andere These stellt Erbe wenig früher auf, vgl.: Erbe, Michael: Studien zur Entwicklung des Niederkirchenwesens in Ostsachen vom 8. bis zum 12. Jahrhundert (= Veröf-fentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 26, Studien zur Germania Sacra 9), Göttingen 1969, S. 90ff.
  132. Zur nachträglichen Verfälschung der Anzahl der Urpfarreien, vgl.: Warnke, Belcsem, S. 222.
  133. Vgl.: Grieme, Bistumschroniken, S. 195.
  134. Vgl.: Die Chronik des Thietmar von Merseburg, hg. von Werner Trillmich (= Ausgewählte Quellen zur deut-schen Geschichte des Mittelalters. Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. IX), Darmstadt 2002, S. 105f.
  135. Die letzte und bis heute akzeptiert Darlegung liefert Robert Holtzmann, vgl.: Holtzmann, Laurentius.
  136. Vgl.: Warnke, Belcsem, S. 202f.; Jakobs, Klosterfreiheit, S. 69 – 74.
  137. Vgl.: Bogumil, S. 64 – 130.
  138. Ebd. S. 71ff.
  139. Vgl.: Schwinekörper, Berent: Art. Kloster Neuendorf, in: Handbuch der historischen Städten, Bd. 11, Stutt-gart 1987, S. 244f.
  140. Vgl.: Ehlers, Integration, S. 360.
  141. Vgl.: Beumann, Helmut: Der altmärkische Bistumsplan Heinrichs von Gardelegen, in: Historisches Jahr-buch 58 (1938), S. 108 – 119.
  142. Mindermann, Urkunden, Nr. 155.
  143. Vgl.: Wurst, Hermann von Verden, S. 49, S. 149.
  144. Vgl.: Töpfer, Bernhard: Kaiser Friedrich I. Barbarossa und der deutsche Reichsepiskopat, in: Haverkamp, Alfred (Hrsg.): Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wirkungsweisen des staufischen Kaisers (= Vorträge und Forschungen. Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte, Bd. 40), Sigmaringen 1992, S. 406.
  145. Vgl.: Bugomil, Halberstadt, S. 240ff.; Töpfer, Reichsepiskopat, S. 405.
  146. Mindermann, Urkunden, Nr. 155.
  147. Ebd. Fußnote 2.
  148. Siehe oben S. 16f. dieser Arbeit. Auf Halberstädter Seite gab es lediglich die Einarbeitung in die Chronik, keine Einzelurkunde. Zumindest ist diese nicht erhalten.
  149. Mindermann, Urkunden, Nr. 157.
  150. Nach Beendigung des alexandrinischen Schismas wurde dieser 1176 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa nun wieder anerkannt, vgl.: Bogumil, Halberstadt, S. 249.
  151. Über die Person des Archidiakon L. herrscht in der Forschung kein Konsens. In der behandelten Bestäti-gungsurkunde für das Kloster Krevese durch den Halberstädter Bischof (siehe oben S. 23f. dieser Arbeit) tritt unter den Zeugen ein Archidiakon Ludolf auf. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um eben jenen Archidiakon L. handelt.
  152. Mindermann, Urkunden, S. 185.
  153. Vgl.: Scholz, S. 102.
  154. Mindermann, Urkunden, S. 185.
  155. Zu Ursachen und Verlauf des Wendenkreuzzugs, vgl.: Lotter, Friedrich: Die Konzeption des Wenden-kreuzzugs. Ideengeschichtliche, kirchenrechtliche und historisch-politische Voraussetzungen der Missionie-rung von Elb- und Ostseeslawen um die Mitte des 12. Jahrhunderts (= Vorträge und Forschungen, Sonder-band 23) Sigmaringen 1977. Wie wenig fortgeschritten die Missionierung der Altmark am Anfang des 12. Jahrhunderts war, wird durch einen Kreuzzugsaufruf eines flämischen Geistlichen von 1108 für die Altmark deutlich, vgl.: Tangl, Michael: Der Aufruf der Bischöfe der Magdeburger Kirchenprovinz zur Hilfe gegen die Slawen aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge-schichtskunde 30 (1905), S. 183 – 191. Der Text des Aufrufes findet sich abgedruckt bei: Wattenbach, Wil-helm: Codex bibl. Darmstadt. 749, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 7 (1882), S. 621 – 629. Die deutsche Übersetzung liefert: Knoch, Peter: Kreuzzug und Siedlung. Studien zum Aufruf der Magdeburger Kirche von 1108, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel-und Ostdeutschlands 23 (1974), S. 4ff.
  156. Vgl.: Ehlers, Integration, S. 36.
  157. Vgl.: Bergstedt, Clemens: Zur Frühgeschichte der Edlen Herren Gans zu Putlitz, in: Jahrbuch für die Ge-schichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende und preußische Landesgeschichte 56 (2010), S. 1 – 20.
  158. Zeitgenössische Nachrichten über die Anstrengungen des Askaniers liefert Helmold von Bosau, vgl.: Helmold von Bosau, Slawenchronik, S. 312f., vgl. weiterhin: Bischoff, Karl: Niederländer an der Mittleren Elbe und in Brandenburg, in: Naamkunde 1 (1969), S. 18 – 40. Die Altmark wurde in dieser Zeit auch für viele andere Siedler attraktiv, vgl.: Storbeck, Ludwig: Die Kolonisation der Altmark und die altmärkischen Bauern im Mittelalter, in: Jahresbericht des altmärkischen Vereins für Vaterländische Geschichte 58 (1965), S. 5ff. Allgemein zur Bedeutung der holländischen Kolonisten, vgl.: Bünz, Enno: Die Rolle der Niederländer in der Ostsiedlung, in: Bünz, Enno (Hrsg.): Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunst, Bd. 23), Leipzig 2008, S. 17 – 36.
  159. Als Beispiele für Kirchenbauten in der Wische ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts seien genannt: Beuster, Falkenberg, Schönberg (alle um 1150 erbaut), Königsmark, Meseberg, Osterburg (alle in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut), die Angaben finden sich bei, Hartwig, Altmarkkirchen.
  160. Vgl.: Partenheimer, Albrecht der Bär, S. 170f. Von der Belagerung der welfischen Burg (Alt)-Haldensleben war das gesamte Umland, und somit auch die Altmark, betroffen.
  161. Siehe oben S. 31 dieser Arbeit.
  162. Auf die Problematik der Grenzen im Mittelalter kann nicht ausführlich eingegangen werden. Zur Entwick-lung der Vorstellung von linearen Grenzen und der Bedeutung von natürlichen Gegebenheiten, vgl.: Hardt, Linien und Säume, S. 39 – 56. Zur Problematik der Nennung von Grenzen in Quellen, vgl.: Reimnitz, Helmut: Grenzen und Grenzüberschreitungen im karolingischen Mitteleuropa, in: Pohl, Walter / Reimitz, Helmut (Hrsg.): Grenze und Differenz im frühen Mittelalter (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 1), Wien 2000, S. 105 – 166.
  163. Ehlers, Integration, S. 255.
 
 
 
 
 
   
  
 

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