Das Abendläuten zu Calbe a. Milde Von Martini bis zur Charwoche hört man allabendlich
um 8 Uhr Geläut von der Nikolaikirche zu Calbe a. M. Die Sage weiß
hierüber folgendes zu berichten.
Vor vielen Jahrhunderten war die Stadt Calbe von vielen
Morästen, Sümpfen und fast undurchdringlichem Gebüsch und
Gehölz umgeben. Da geschah es, daß ein Wanderer in rauher Winterszeit
gegen Abend durch die früh hereinbrechende Dunkelheit überrascht
wurde. Die aus den Morästen aufsteigenden Nebel und die stetig zunehmende
Dunkelheit brachten ihn vom rechten Weg ab. Immer tiefer geriet er in die
Sümpfe und in das Dickicht hinein, und vergeblich bemühte er
sich, wieder den rechten Pfad zu finden. Stunde auf Stunde verrann, uns
seine Kräfte waren dem Ermatten nahe. In seiner Herzensangst rief
er zur heiligen Jungfrau. Da, was war das? Vom nahen Turme der Nikolaikirche
ertönte die Glocke zur Andacht und führte ihn glücklich
auf den rechten Weg. So war er gerettet.
Aus Dankbarkeit vermachte er der Kirche ein Kapital und
bestimmte in seinem Testament, daß zur Winterszeit allabendlich um
8 Uhr geläutet werden solle. So geschieht's bis auf den heutigen Tag.
Dies geschah bis zum Jahre 1874
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