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Hilde Menk Fabrikantentochter, tapfere Frau und Poetin - von Dr. Ernst Block - in Volksstimme vom 15.08.2003
| Hilde Menk an ihrem Schreibtisch | Zur Geschichte der industriellen Entwicklung der Altmark gehört der Name Neukranz denn dieser Familie verdankt die Region eine Düngemittelfabrik, die erheblichen Einfluss auf die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion ausübte. Die Familiengeschichte Neukranz begann in der Altmark im ersten Jahrzehnt der Gründung
der preußischen Provinz Sachsen im Jahre 1815.
Der Schlossergeselle Johann Gottfried Neukranz, geboren 1798 in Burg als Sohn eines dortigen Schlossermeisters, kam Anfang der 20er Jahre nach Salzwedel und heiratete hier 1823 die Tochter Marie Dorothea des Schlossermeisters Christian Friedrich Lorenz. Gottfried Neukranz hatte sich nach der Lehre über zwei Jahre auf Wanderschaft begeben, war bis in die österreichische Hauptstadt Wien gekommen und hatte mit offenen Augen die handwerklichen Produktionsmethoden in sich aufgenommen. Als er, im November 1819 aus Wien den Rückmarsch in die Heimat antrat. wollte er hier nicht einfach wieder sein Handwerk ausüben. Er fand beim königlichen und adligen Pfarrdorf Perver, vor den Toren Salzwedels gelegen ein Grundstück nahe des Mühlenberges und richtete dort eine Kienäppel - Darre ein. In dieser Einrichtung wurden Kienzapfen solange erhitzt, bis der Samen herausfiel. Aus den Samen gewann er Kienöl (geringste Sorte des Terpentinöls,. riecht unangenehm, mit harzigen Bestandteilen). So begann die einfache industrielle Tätigkeit des "Mechanikus Neukranz" beim Dorf Perver.
Das Dorf hatte um 1820 etwa 700 Einwohner, die in 119 Häusern wohnten; bis 1840 steigerte sich die Einwohnerzahl auf 1.107 und 19 Häuser kamen dazu. Die Einwohner betrieben "hauptsächlich städtische Gewerbe, besonders wohnten hier viele Tuchmacher und Leineweber". Dazu gehörten aber auch die Perver Mühle an der Jeetze, die von ihren Besitzern, den Tuchhändlern Köhn und Laue aus Salzwedel, "zu einer Walkmühle und Tuchappreturanstalt" erweitert und mit einer Dampfmaschine von 15 Pferdekräften ausgerüstet wurde.
Gottfried Neukranz erwarb 1838 die Abdeckerei und richtete eine Knochenbrennerei, Salmiakfabrik und eine holländische Windmühle ein. Verschiedene Waren wurden dann hergestellt: die Knochen wurden zermahlen, das Knochenfett zu Kernseife verarbeitet, aus Knochengelatine entstand Tischlerleim und das Knochenmehl wurde als Dünger an die Bauern verkauft. Bei den 136 Häusler- und 124 Einliegerfamilien des Dorfes Perver gab es für die Frauen im Unternehmen Neukranz willkommene Arbeitsplätze, denn die Einkünfte aus den kleinen landwirtschaftlichen Parzellen waren sehr gering.
Knochen als Dünger
In der Familie Gottfried Neukranz wurde 1831 der Sohn Wilhelm Albert geboren, der nach dem Tode des Vaters 1860 den Betrieb übernahm. Der Fabrikant Albert Neukranz, chemische Fabrik (Knochenmühle), Schmiedestraße 111, so lautet die Salzwedeler Anschrift im ersten Adressbuch von 1862/63, gab die Kienäppel - Darre auf und begann die Knochenmehlproduktion zu steigern durch das Vermischen mit Schwefelsäure die verbesserte Belieferung der Landwirtschaft mit Kunstdünger einzuleiten. Die Schwefelsäure wurde aus anderen Fabriken bezogen. Diesen Superphosphat kauften die Landwirte gerne, so dass die Nachfrage stark anstieg, das Knochenmehl. aber nicht mehr ausreichte und Rohphosphate aus Nordafrika eingeführt werden mussten.
In der Familie Neukranz wurden zwei Kinder geboren: 1864 die Tochter Marie und 1866 der Sohn Gottfried Walter. Als erfolgreicher Fabrikant sah Albert Neukranz, wie die Entwicklung der chemischen Industrie voranschritt und ließ seinen Sohn Walter Naturwissensenschaften studieren. Als Dr. phil. Trat Walter Neukranz 1891 als technischer Leiter in die Firma ein; der Vater verstarb im gleichen Jahr. Die Schwester Marie hatte den Kaufmann Alexander Lindenberg geheiratet, der die kaufmännische Leitung übernahm. Beiden Leitern gehörte die chemische Fabrik zu gleichen Teilen. Die Chemiefabrik entwickelte sich zum größten Industriebetrieb der westlichen Altmark; nur die Zuckerfabrik Salzwedel erreichte nach Produktionsbeginn 1892 eine ähnliche Bedeutung.
Schwefelsäurefabrik
1898 wurde eine eigene Schwefelsäurefabrik gebaut und die Superphosphatanlagen modernisiert. Durch den Bau der Kleinbahn Salzwedel -Winterfeld 1900, die am Chemiewerk vorbeiführte, wurde 1903 der Gleisanschluss möglich und so die Transportmöglichkeiten für die Anlieferung der Rohstoffe aus Spanien und Marokko entscheidend verbessert und gleichzeitig auch der Absatz Düngemittel ab Werk an die Verbraucher.
Im Jahre 1910 brannten die Fabrikationsgebäude des Chemiewerkes fast vollständig ab; der Schaden wurde zwar durch die Versicherung ersetzt und der Neuaufbau ging voran, aber Dr. Walter Neukranz nutzte die Gelegenheit, um sich vom Schwager Lindenberg zu trennen. Er ließ sich seinen Anteil auszahlen und hatte die Absicht eine eigene Düngermittelfabrik aufzubauen. Aber diese Pläne wurden durch den Beginn des Weltkrieges im Sommer 1914 zunichte gemacht.
Um die Jahrhundertwende begann vor der Stadtmauer und der Jeetze der Bau von Villen für die "Betuchten" der Stadt. Hatte der Bankier und Großkaufmann Carl Wilhelm Meyer durch Bau einer großen Villa 1892/93 an der Ecke Bahnhofstraße - Großer Stegel Nr.6 den Anfang, gemacht, so folgten um 1900 Dr. Walter Neukranz und andere Honoratioren wie Architekt Stauchenbruch, Hoflieferant Schernikow und Kaufmann Kleinloff .
In dieser Villa, Großer Stegel Nr.20, wurde am 28. März 1908 als viertes Kind in der Familie Neukranz die Tochter Hilde Viktoria Margarete geboren. Das älteste Kind, der Sohn Joachim, wurde 1898 geboren, und dann folgten noch zwei Töchter. Die jüngste Tochter Hilde wuchs unter der Obhut der Familie auf; besonderen Anteil an der Erziehung hatte die Tante Käthe, eine aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedene Lehrerin, die schon sehr früh bei der kleinen, Hilde die Lust an künstlerischer Betätigung weckte. Singen, Klavierspielen und Beschäftigung mit Büchern. So konnte die Einschulung gleich in die zweite Klasse erfolgen und das Lernen im Lyzeum in der Gertraudenstraße fiel Hilde Neukranz nicht schwer. Sprachen und Musik waren ihre Lieblingsfächer. Aber mit 15 Jahren musste sie 1923 die Schule verlassen. Die gesellschaftlichen Verhältnisse griffen in das Leben ein.
Dr. Walter Neukranz, der als Hauptmann die Weltkriegsjahre mitgemacht hatte, musste nach 1918/19 sich eine andere Existenz aufbauen. Er verkaufte die Villa im Großen Stegel und erwarb eine Ziegelei mit Wohnhaus am Stadtrand von Salzwedel. Dr. Walter Neukranz, Ziegelei Ritze, so stand es nun im Adressbuch. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Neukranz waren begrenz; durch die Inflation waren die finanziellen Mittel verloren gegangen und auch die Ziegelei brachte keine großen Reichtümer.
Hilde Neukranz musste nun als 15-jähriges Mädel den Haushalt führen, da die Mutter krank war. Eine besondere Abwechselung war das Reiten mit einem "Ziegelei - Pferd", dabei fand sie Anleitung durch einen jungen Salzwedeler, der als Ulan de Umgang mit Pferden erlernt hatte. Aber 1927 verstarb der Vater und die Ziegelei musste verkauft werden.
Hilde Neukranz heiratete im September 1928 ihren "Reitlehrer", den Bankangestellten Walter Menk. Die Kreissparkasse Salzwedel hatte 1928 in Calbe an der Milde eine neue Filiale erbauen lassen, und Walter Menk wurde der Filialleiter. So zog die junge Familie Menk in die Dienstwohnung nach Calbe, Salzwedeler Straße 50. Zu dieser Zeit war Calbe ein kleines Ackerbürgerstädtchen mit 2000 Einwohnern, die in 550 Haushaltungen wohnten, den Rittergütern I, Dr.jur.. Ludolf von Alvensleben und II, Helmut von Goslar. Der Sparkassenleiter Walter Menk war ein historisch interessierter Beamter, der als Beisitzer im Vorstand des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte unter Leitung des Gymnasialdirektors Dr. Adler tätig war.
Glückliche Jahre
Calbe wurde nun die neue Heimat der Familie Menk. Vier Kinder erblickten bis zum ersten Kriegsjahr in der Familie das Licht der Welt - zwei Söhne und zwei Töchter. Es waren glückliche Jahre für die Familie Menk, aber der Krieg mit seine Einschränkungen erreichte auch Calbe. Für Hilde Menk ergab sich der glückliche Umstand, dass eine aus Berlin wegen der Bombenangriffe evakuierte Gesangslehrerin in die Altmark kam und sie Gesangsunterricht nehmen konnte. So wurde aus der musikliebenden Schülerin als Ehefrau eine lernende Sängerin. Mit Beginn des "totalen Krieges" wurde Walter Menk noch Soldat, obwohl bereits Jahrgang 1898.
Mit Kriegsende im Mai 1945 kehrte Walter Menk zwar bald wieder unversehrt aus Italien in die Heimat zurück, er blieb aber aus Angst vor der russischen Besatzungsmacht bei Verwandten in Niedersachsen. Ehefrau Hilde trug alleine die Verantwortung für die große Familie. Die Ernährung musste gesichert werden und so half sie im Herbst bei Bauern die Zuckerrüben ernten, eine schwere Arbeit mit Gabel und Hackmesser - aber einige Zuckerrüben bedeuteten auch Sirup für die Familie. Der eigene Garten musste bearbeitet und zusätzlich eine Familie in die Wohnung mit aufgenommen werden, denn es gab viele Flüchtlinge aus dem Osten. Und dann kam ein besonderer Schicksalsschlag: der Ehemann schied aus dem Leben, nachdem er im Zuge der Entnazifizierung im Kreis Salzwedel seine Entlassung als Beamter der Sparkasse erhalten hatte. Eine irraparable Situation trat ei; Hilde Menk trug für ihre vier Kinder nun die alleinige Verantwortung. Und noch etwas trat ein: Als die Gesangslehrerin sie eine Woche später bat, den Gesangsunterricht wieder aufzunehmen, willigte Hilde Menk ein. Eine harte Zeit begann für sie. Die Arbeit auf den Bauernfeldern, in einer Gärtnerei, im eigenen Garten und dazu 1946/47 erste Auftritte als Sängerin im Rahmen kultureller Veranstaltungen des Kulturbundes in Calbe und anderen altmärkischen Städten, dann ab 1947 auch einige Auftritte im Rundfunk "Sender Leipzig", der die ersten kulturellen Entwicklungen auf dem Lande so popularisierte. 1947 musste die Wohnung in der Sparkasse geräumt werden und ein umgebauter Laden diente als neue Wohnung. Diese Jahre von 1946 bis 1952 waren außerordentlich entbehrungsreich und schwer. Die Mitarbeit im gemischten Chor "Euterpe" und das Singen klassischer Lieder mit Klavierbegleitung durch eine befreundete ältere Dame halfen, die Althagssorgen manchmal abzustreifen. Und dann schrieb Hilde Menk in diesen Jahren all ihre Erinnerungen, ihre Sorgen, den Kummer und auch die wenigen glücklichen Erfahrungen in Reimen und Versen nieder; sie vertraute ihre Empfindungen, Gefühle und Gedanken in dieser Form ihren Schreibheften an - wer hätte auch zuhören sollen? Es wurden hunderte von Versen und sie brachten Trost und Erleichterung, auch Kraft, die so notwendig für das Weiterleben war.
Milchleistungsprüferin
Als 1952 die drei ältesten Kinder bereits in der beruflichen Arbeit oder Ausbildung standen, ergab sich auch für Hilde Menk die Frage nach einer ständigen Beschäftigung. Und 1952 fand sich dieser Arbeitsplatz. Ein Milchleistungsprüfer wurde gesucht und Hilde Menk erhielt diese Stelle. Es wurde eine sehr schwere Arbeit. Morgens und abends die Milchleistungen der Kühe kontrollieren, aus Proben den Fettgehalt ermitteln und dann die Unterlagen dazu führen. In Calbe und den umliegenden Dörfern mit dem Fahrrad und den notwendigen Geräten die Weiden und im Winter die Kuhställe aufzusuchen und dies bei allen Witterungslagen 450 bis 600 Kühe mussten so betreut werden. Und diese Arbeit hielt Hilde Menk bis zum 74. Lebensjahr durch. Die enge Verbindung ihrer beruflichen Arbeit mit der Landwirtschaft führte dazu, dass sie sich umfassende Kenntnisse in der Landwirtschaft erwarb. Mit fast 50 Jahren absolvierte sie einen zweijährigen Lehrgang an der Volkshochschule in Salzwedel, der mit der Qualifikation "Meister der Landwirtschaft" abschloss. So erhielt Hilde Menk ihren ersten beruflichen Abschluss.
Als der Lehrer Willi Paland aus Karritz die Leitung des gemischten Chores in Calbe übernahm, gewann die Chorarbeit an Qualität, die bis zu gemeinsamen Auftritten mit dem Salzwedeler Kulturorchester führten. Und einige besonders sangesfreudige Frauen und Männer trafen sich bald zusätzlich regelmäßig, um zu singen und auch gemeinsam zu feiern. Lehrer Palland und iHilde Menk bildeten den Mittelpunkt dieser "kleinen Sängergemeinschaft". Auch über diese Zeit bis Anfang der sechziger Jahre schreib Hilde Menk ihre Gefühle und Eindrücke nieder. Waren es aus der Tätigkeit in der Landwirtschaft ihre Naturbeobachtungen, die mit den Jahreszeiten korrespondierten, so beim Lernen die Freude über neue Erkenntnisse und natürlich über die Gemeinsamkeiten beim Singen und der Stolz über erreichte hohe musikalische Qualität und immer wieder über ganz persönliche Empfindungen. Mit Beginn der 60er Jahre veränderten sich die Lebensbedingungen für Hilde Menk in Calbe. Nicht nur die kleine Sängergemeinschaft löste sich mit dem Tode von Willi Paland auf, auch Hilde Menks Gehör hatte stark nachgelassen und sie, musste ein Hörgerät tragen; damit hörte auch für sie die Chorarbeit auf. Da alle Kinder selbständig geworden waren, gab sie die große Ladenwohnung auf und bezog eine kleine Mansardenwohnung, bei der sie gleichzeitig den Bodenraum für die Unterbringung der beruflichen Geräte und der dazu gehörigen Kleidung benutzen konnte. An die Stelle des Gesangs trat nun das Schreiben. Durch die Schwester ihres verstorbenen Mannes, die den Lehrer Martin Ehlies geheiratet hatte, ergab sich die Verbindung zur Monatszeitschrift "Der Altmarkbote", Martin Ehlies und Werner Salchow waren die Herausgeber dieser Zeitschrift, und hier veröffentlichte Hilde Menk dann 1960 und 1961 ihre ersten Arbeiten. Im Juni - Heft 1960 erschien ihr Gedicht "Friedensmahnung" nach dem Largo von Händel aus der Oper "Xerxes, Text von Hilde Menk. Chorsatz und Instrumentierung für Soli und Chor von Hans Luettke, Stendal zur Erstaufführung gebracht. Im März - Heft 1961 erschien ein Bericht über "Milchleistungsprüfer - Ein bäuerlicher, ländlicher Beruf"; Hier stellte sie ihre eigenen Arbeit vor und und dies auch literarisch eindrucksvoll. Im September folgte dann ein Bericht über einen "Fischgrätenmelkstand" also auch aus dem eigenen Erfahrungsbereich.
Artikel in "Volksstimme" Auch die Volksstimmen wurde auf Hilde Menk aufmerksam und veröffentlichte ihre Artikel zur altmärkischen Geschichte, und als besonders produktiv für die neue Art der Tätigkeit wurde für sie der Kontakt zum "Zirkel schreibender Arbeiter" des Kulturbundes in Salzwedel. Der Magdeburger Schriftsteller Hanns H.F. Schmidt betreute diesen Zirkel. Hier tauschten sich in monatlichen Zusammenkünften die Mitglieder des Zirkels über ihre Arbeiten aus, und es gab kritische Hinweise zur Verbesserung der schriftstellerischen Tätigkeit. Als "Der Altmarkbote" nach 1963 nicht erschien und erst 1972 ein "Altmärkischer Heimatkalender" neu aufgelegt wurde, um "Wissenswertes und Interessantes aus Vergangenheit und Gegenwart der Altmark zu vermitteln", da waren primär die Mitglieder des Zirkels die Autoren der Artikel. Hilde Menk gehörte zu den fleißigsten Autoren und schreib gleichzeitig die gediegensten Beiträge und Gedichte. So waren in allen Kalendern von 1972 bis 1990 ihre Arbeiten zu lesen. Dafür einige Beispiele 1973 standen die beiden Gedichte "An eine Traktoristin" und "Schulweg" im Heimatkalender und dazu der Aufsatz "Gedanken zu einer Reiselektüre" über den großen Pädagogen Friedrich Fröbel und seine "Spielschulen" im Vergleich zu den heutigen Kindergärten. 1976 folgten dann vier Gedichte: "Atem der Erde", "Wir, die Baggerfahrer", "Die neue Straße" und "Spätherbstlich", dazu kamen Porträts über den Seilermeister Wilhelm Schulze "Macht Rückwärtsgehen jung?" und über Herta Groß, Expedientin in der Konsum-Großbäckerei, "Eine Frau am rechten Fleck". Beim Lesen dieser Berichte spürte man die innere Anteilnahme der Autorin für diese Menschen und ihre Leistungen. Und auf zwei Aufsätze sei noch besonders hingewiesen: 1983 schrieb sie in Form eines Briefes an Ihren Sohn Jürgen in Kanada über die Entwicklung der tausendjährigen Stadt Calbe und 1990 über das Chemiewerk Salzwedel, der Anfang und ein kleines Stück Familiengeschichte. Offiziell wurde Hilde Menk 1968 Rentnerin, aber nur mit der Mindestrente für 16 Arbeitsjahre und so arbeitete sie noch 14 Jahre weiter. Die Rentnerjahre wurden auch genutzt, um die Verwandten in der westlichen Welt zu besuchen- Und 1970 kam so der erste "illegale" Besuch des Sohnes Jürgen in Kanada hinzu: dazu musste sie für kurze Zeit Bürgerin der BRD werden und erst 1973 kam es zum offiziellen Besuch des Bruders Joachim in Brasilien und weitere Reisen nach Kanada folgten 1974 und 1982. Und aus diesen Reisen entstanden natürlich Gedichte und Berichte. Und noch einmal erlebte Hilde Menk 1989/90 den Bruch gewohnter Strukturen; die materielle Sicherheit kam 1991 mit der Rente und der Witwen-Rente. Die Kontakte mit dem Kunsterzieher und Maler Klaus Ozminski blieben und aus seinen Bildern wurden Gedichte und aus den Gedichten wurden Illustrationen. Eine erhielt Hilde Menk am 92 Geburtstag zum Gedicht "Ein Sonnenfleck im Garteneck" geschenkt. Und Hilde Menk schreib in dieser Zeit das Gedicht "Alte Frau im Winter". Ausruhen - ein Fremdwort für diese so außerordentlich produktiv - schöpferische Frau, die für die Altmark so viele poetische Zeugnisse hinterließ.
Am 22. Mai 2002 verstarb Hilde Menk im 95. Lebensjahr.
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