Geschichten über Kalbe Milde
 

 


 

 


 
Johann Friedrich Krüger

Vorbemerkung

Man könnte meinen alle Jahre wieder, erscheint dieses Thema in der Öffentlichkeit. Stammen die Vorfahren des Burenpräsidenten Ohm Krüger aus der Altmark, speziell aus Mehrin oder anders gesagt, ist Johann Friedrich Krüger, aus Mehrin gebürtig, der Vorfahre von Ohm Krüger, dem ersten Burenpräsidenten der Republik Südafrika.

Ich selbst habe lange daran geglaubt. Es wäre ja auch zu schön, zumal meine Vorfahren ihre Wurzel auch in Mehrin und den umliegenden Dörfern haben, mit einem Burenpräsidenten aus Südafrika verwandt zu sein, hat doch etwas - oder?

Beschäftigt man sich etwas mit den vorhandenen Unterlagen und Quellen, dann stellt sich ganz schnell heraus, dass dies nur ein Trugbild ist. Die echten Vorfahren von Ohm Krüger stammen nicht aus Mehrin sondern aus Sadenbeck in der Prignitz. Dies ist zumindest seit 1973 bekannt und im 62. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel veröffentlicht.

Ich war im Jahre 2001 in Pretoria im Krüger Museum und konnte mich davon überzeugen, dass Ohm Krüger leider kein Altmärker ist.
Nicht desto trotz hält sich dieses Gerücht hartnäckig, mir liegen diverse genealogische Abhandlungen verschiedenster Familien vor, die mit Johann Friedrich Krüger aus Mehrin verwandt sind. Alle behaupten hartnäckig mit Ohm Krüger verwandt zu sein. Dieses Thema taucht auch alle paar Jahre immer mal wieder in den Medien auf. Richtig ist, dass sich Johann Friedrich Krüger aus dem Staub gemacht hat, heute würden wir sagen, er war mal Zigaretten holen. Dann tauchen Berichte aus Holland bzw. England auf und dann wird einfach gebastelt, es könnte doch etwas mit den Vorfahren von Ohm Krüger zu tun haben. Aber leider, was nicht ist, kann hier auch nicht werden. Vielleicht kommt in der Zukunft mal jemand auf die Idee einen DNA Abgleich zu machen. Ich bleibe gespannt.
Hier eine Veröffentlichung aus dem Jahr 1930.
Henning Krüger

Magdeburger Montagsblatt 1930 S 164/165 Johann Friedrich Krüger, ein altmärkischer Landmann, der Großvater des Burenpräsidenten Paul Krüger von Otto Herling - Mehrin

Unter Frage 204 des Montagsblattes wird angefragt, ob es Tatsache sei, daß der Vater des Präsidenten Krüger aus Ohrdruf in Thüringen stamme. Schon seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist hier die Annahme vertreten, daß der Großvater des Präsidenten aus Mehrin stamme. Ich habe auf dem Gericht in Calbe (Milde) - heute Kalbe Milde - nun die Grundakten durchgesehen und führe im folgenden aus, was ich dort über Johann Friedrich Krüger gefunden habe.

Im "Daheim" - Kalender des Jahres 1898 schildert A. Merensky das Leben Paul Krügers, "des berühmten Bauernführers und Präsidenten der Südafrikanischen Republik." Über die Vorfahren des Burenpräsidenten weiß er leider nur sehr wenig zu berichten. Doch aus Paul Krügers eigenem Munde hat Merensky, der ein persönlicher Bekannter Krügers war, gehört daß er deutscher Abkunft, das sein Großvater ein altmärkischer Landmann (vielleicht meinte er auch märkischer Landmann?) gewesen sei.

Wer ist nun dieser altmärkische Landmann ?

Es wird kein anderer sein als der Ackermann Johann Friedrich Krüger aus Mehrin, einem altmärkischem Dörfchen in der südöstlichen Ecke des Kreises Salzwedel. Am 17.11.1751 ist er geboren. Von seinem Halbbruder Laesecke erhält er 1773 für 800 Taler courant den Ackerhof Nr. 6 in Mehrin und 1777 heiratet er Katharina Elisabeth Binde.

Der Hopfenbau ist damals die Hauptbeschäftgung der Bewohner der Mildeniederung, der Umgebung Mehrins gewesen. Johann Friedrich Krüger, wohl der intelligenteste Bauer der Gegend, - gerichtlicher Protokolle aus damaliger Zeit beweisen, daß viele Hofbesitzer nicht einmal ihren Namen schreiben konnten, Krüger aber war des Lesens und Schreibens kundig - kauft den Hopfen in Mehrin und den Nachbardörfern auf und bringt ihn mit seinem Gespann bis Lüneburg und Lübeck, wo er ihn an Großkaufleute weiterverkauft. So kommt er durch den Hopfenhandel ein gutes Stück in der Welt umher. Aus seinen Reisen begleitet ihn ein "Tägliches Handbüchlein, darinnen enthalten: Morgen-, Abend-, Buß-, Beicht-, Communion-, Reise nebst anderen Gebeten und Liedern; allerhand Rechentafeln, Resolvir- oder Zinsrechnung, Gewichts-, Münz-, Maßvergleichung: Wegweiser, Landkarte, Städte- und Meilen- Sonnenzeiger, Wind- und Seekompass. Nebst den immerwährenden Kalender." Auf die erste Seite seines Büchleins hat Krüger noch die Namen und Geburtsdaten seiner beiden Kinder geschrieben: Catharina Maria Elisabeth, geb. 22. November 1778 und Johann Friedrich geb. 21. Dezember 1780.

An einem Morgen um Martini 1791 läßt Johann Friedrich Krüger von seinem Knechte Hans Christoph Suhl sein Pferd satteln. Er wollte nach dem 8 km entfernten Altmersleben zu dem Halbspänner Reck reiten, sagte er dem Knechte. Am Abend desselben Tages bringt der Ackermann Dietrich Kloth aus dem benachbarten Dolchau das Pferd Krügers wieder zurück. Dieser erzählte der Frau Krüger, daß er Ihren Ehemann in Arendsee getroffen und er geäußert habe, daß er zu dem Kaufmann Klebeck in Klein-Grünau, welches dicht vor Lübeck liege und woselbst er 16 bis 17 Wispel Hopfen zu liegen habe, reisen wolle. Tage und Wochen vergehen. Johann Friedrich Krüger kehrt nicht zurück. Ist ihm ein Unglück zugestossen? Hat er fliehen müssen vor den Adligen, gegen die er immer die Bauern aufhezte? Um Weihnachten trifft endlich ein Brief aus dem Ausland - der Ort ist nicht angegeben - von ihm ein mit der Aufschrift: Herrn Pastor Birkholz in Mehrin, nächst Arendsee in der Altmark, per Hamburg. Dieser Brief befindet sich bei den Akten und hat, soweit er noch lesbar ist, folgenden Wortlaut: "Einen schönen Gruß an meine Kinder, guten Freunde und Anverwandten. Ich muß Euch schreiben, daß ich wegen meiner Frau von Euch habe scheiden müssen. Denn sie hat mich 14 Jahre lang betrogen und belogen, daß ich es nicht mehr ausstehen konnte. Denn ich bin kein Streiter, daß muß mir jeder nachsagen. Aber meine Frau machte mich bei jedermann so schlecht, daß mir alle Menschen Feind sind, also war ich da nichts nütze. Wenn ich so wäre, als sei mir meine Lebtage verdacht hat, so wollte ich nicht, daß mich Gott zum Menschen geschaffen hätte. Von ihr kann man glauben, was Zeugen besagen können: sie lügt und trügt. Meine Kinder jammerten mich sehr als ich Abschied nahm. Ich muß mich damit trösten, daß ich meine Eltern auch nicht gekannt habe. Der Gott, der mir bis hierher geholfen hat, wird auch durchhelfen. Denket nicht, daß ich aus Übermut von Euch gewichen bin. Nein die Not hat mich dazu gezwungen. Ich kann Euch jetzt nicht viel schreiben, die Zeit wird mir zu kurz. Ich konnte da nicht einmal mehr in die Kirche gehen. Meine Frau ärgerte mich immer. Nun habe ich mich entschlossen zu einer Reise mit meinen Kameraden, bei 300 Mann welche meistens aus Deutschland sind. Meine Gedanken stehen noch viel nach Deutschland, nach den Meinigen. Oft denkt der Mensch In seinem Sinn, dies oder jenes sei ihm gut .... Meine lieben Kinder, alles was ihr wollt, daß Euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder zu Euch kommen werde. Ich wünsche Euch alles Gute. Wenn es Gottes Wille ist so schreibe ich Euch in ein paar Jahren wohl wieder. Jetzt muß ich mit Paulus sagen: Herr, meinen Geist befehl ich dir. Ich sehe nun, daß ich meiner Frau wegen die Ruhe und das Grab neben Vater und Mutter und Kindern und Taufpaten nicht vermuten kann. Ich kann Euch nichts mehr schreiben. Ich muß nun fort nach Westindien. Ich wünsche Euch alles Gute in Deutschland. Meine geliebten Kinder, wenn es Gottes Wille ist, so möchte ich wohl nochmal zurückkommen. Ich kann mich nichts trösten als der Gnade Gottes. Friedrich Krüger, den 16. Dezember 1791."

Nach Westindien ist Johann Krüger nicht gekommen; denn einen zweiten Brief, datiert vom 15. April 1797, hat er aus England geschrieben. Den Ort hat er wieder nicht angegeben, doch ist derselbe so bezeichnet 84 Meilen seitwärts London. In diesem Briefe schreibt er, daß er bei einem königlichen Bau als Aufseher über die Maurer angestellt sei.

Der Sohn des Ausgewanderten bekundet 1834 vor Gericht, daß er diesen Brief zum letzten Male 1814 in einm Prozeß in Salzwedel gesehen habe. Leider ist auch ein dritter Brief, der aus Holland geschrieben wurde, verlorengegangen. Hierin schreibt Johann, Friedrich Krüger. Daß es ihm in Amsterdam nicht gefalle. - Von Holland geht er nach Südafrika. Seine Kinder wird er nun niemals wiedersehen. Jede Verbindung mit der alten Heimat fehlt. Da entschließt er sich, eine von den Töchtern des Landes zur Frau zu nehmen und er wird dadurch wie Merensky schreibt, "unter das Burenvolk aufgenommen." Dieser Ehe sind zwei Söhne entsprossen, deren ältester der Vater des Präsidenten Paul Krüger ist. Am Zuurberge in der Kapcolonie sind ihre Wohnplätze gewesen. Dort ist auch Paul Krüger am 25. Oktober 1825 geboren. Noch eines bestärkt mich in der Annahme, die schon seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hier vertreten wird, das Johann Friedrich Krüger der Großvater des Burenpräsidenten ist, die auffallende Ähnlichkeit der Bildnisse des Paul Krüger und eines altmärkischen Enkles Johann Friedrich Krüger, der auch um das Jahr 1825 in Mehrin geboren ist. Diese Tatsache sowie die Namensgleichheit und der Ausspruch Paul Krügers, sein Großvater sei ein altmärkischer Landmann gewesen, geben die Gewißheit: Der Großvater des Burenpräsidenten ist der Ackermann Johann Friedrich Krüger aus Mehrin.

 
 
 
 
 
   
  
 

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