Die Burg Kalbe am Ausgang des Mittelalters Die 3 Söhne jenes Ludolf von Alvensleben, der uns in der Zeit der Fehden begegnet war, Ludolf, Busso und Gebhard, hielten es in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts für nötig, die Gebäude der Burg unter sich zu teilen und die Rechte und Pflichten gegeneinander abzugrenzen. Ehe es jedoch zu dem Vertragsabschluß kam, starb Ludolf (1476) und für ihn traten 4 seiner Söhne als Teilhaber auf (Vicke, Albrecht, Busso und Gebhard).
Der Teilungsvertrag wurde am Montag, dem 27. Oktober 1477 geschlossen. Die darin gegebene Beschreibung der Anteile gewährt Einblick in den Gebäudebestand, so dass man sich eine ungefähre Vorstellung von Ausmaß und Bebauung der Burg machen kann. Der Graphiker Anco Wigboldus hat vor einigen Jahrzehnten versucht, die Ansicht der Burg zu rekonstruieren. Kam man von der Stadt her, musste man 2 Holzbrücken überqueren, die Busso zu unterhalten hatte. Die eine Brücke führte über den Zufluss aus der Milde (äußerste Holzbrücke genannt), die andere schloss sich gleich daran an und führte über den äußeren Burggraben (genannt die andere Brücke dabei). Nun musste man etwa 150 m auf dem Damm zwischen dem äußeren und dem mittleren Burggraben entlang gehen, bis man an die "lange Brücke" kam (etwa in Höhe der heutigen Auffahrt zur Burg). Die "lange Brücke" überspannte den mittleren Burggraben, der etwa 15 - 20 Meter breit war. Diese Brücke wurde von Busso und Gebhard gemeinsam unterhalten. Am Ende der "langen Brücke" erreichte man das erste Burgtor, rechts und links von runden Pforthäusern flankiert. Unmittelbar dahinter die Zugbrücke über den inneren Burggraben, der durch den zweiten Wall vom mittleren Burggraben getrennt war. Hatte man das Tor der Zugbrücke durchschritten, gelangte man über die oberste Brücke, die den Kazhagen überspannte, an das dritte Burgtor mit einem Pforthaus. Zugbrücke und oberste Brücke hatten die Söhne Ludolfs in Stand zu halten. Durch das 3. Tor kam man auf einen kleinen Burghof, der begrenzt wurde durch das "hohe Gebäude", das Gebhard gehören sollte und das Malzhaus, das die Söhne Ludolfs nutzen sollten. Beide Gebäude waren verbunden durch das 4. Tor, das Nageltor, dessen oberes Stockwerk Gebhard ausbauen konnte. Hatte man das Nageltor passiert, ging man durch eine schmale Auffahrt genau auf den gewaltigen Burgturm zu. Diese Auffahrt war zur Rechten von dem Kalkhaus begrenzt, das fortan Büchsenhaus sein sollte uns sich an das "hohe Gebäude" anschloss., zur Linken von dem hölzernen Gang zum Malzhaus, den man über eine Treppe am Turm erreichen konnte. erreiche man den Burgturm und wandte sich nach rechts, gelangte man auf den großen Burghof, in dessen Mitte die Kapelle zum heiligen Kreuz mit einem kleinen Turm stand (heute noch als Teil der Ruine erhalten). Um den runden Burghof gruppierten sich die Wohngebäude der Burg. Im Anschluss an den Turm die Küche und das mehrstöckige Haus mit einem Treppenturm davor, das Ludolf gebaut hatte und nun Wohnung seiner Söhne sein sollte (Ostseite des Burghofes). Daran schloss sich an das mehrstöckige Haus "darauf Busso wohnt", ebenfalls mit einem Treppenturm davor (Südseite des Burghofes). Daran anschließend das Backhaus, das Brauhaus und das steinerne Haus, genannt "Herr Johann Kembnode", ein mehrstöckiger Bau (Westseite des Burghofes). Über dieses Gebäude sollte Busso verfügen können. A "Herr Johann Kembnode" sollte Gebhard auf einer wüsten Stelle ein Haus errichten dürfen bis an das große Steinhaus, dessen Giebel und Fundamente heute noch zu sehen sind, daneben das schon erwähnte "hohe Gebäude" (West- und Nordseite des Burghofes).
Gemeinsam sollte unterhalten werden: der Burgturm, alle Tore und Pforthäuser, die Kapelle, die Steinwege, die Brücke an der Mühle und 2 Brunnen. Sollte irgendein Gebäude "durch Büchsen", d.h. durch Beschießung Schaden nehmen, so wollten sie alle gemeinsam den Schaden tragen. Außerdem wurde den Söhnen Ludolfs erlaubt, auf dem Katzhagen, beim Zugang zur Burg ein Gebäude zu errichten.
Der innere Burghof um die Kapelle war 0,75 ha groß, die Burginsel 2,5 ha und die gesamte Burganlage mit Gräben und Wällen 6 ha.
Außerdem sicherten die Burg zahlreiche Außenwerke:
1 km ostwärts der Burg am Damm nach Neuendorf "die Uhlenburg"
1 ,8 km südostwärts in der Niederung, ein 600 m langer Wall , der jetzt völlig verschwunden ist.
1 km südlich der Stadt : "die Nonnenburg"
2 km westlich des Petersberges an der Straße nach Wernstedt eine Schanze mit dem Schanzgraben
2 km nördlich der Stadt: die Schanze an der Voßfleete vor Vahrholz
Der Burgbezirk hatte sich im ausgehenden 14. Jhdt. und im 15. Jhdt. erheblich vergrößert. Nun gehörten nicht nur die Dörfer auf dem Werder und im Lande Salzwedel (Thüritz, Störpke, Molitz) dazu, sondern auch der größte Teil der Dörfer zwischen Kalbe und Gardelegen und Dörfer in der Letzlinger Heide.
Aus einer Schrift zu 1.000 Jahre Kalbe (Milde) von Pfarrer S. Schneider
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